Aus den Tiefenschichten der Texte
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Die Beiträge zu diesem Sammelband beleuchten anhand von Fallbeispielen verschiedene Aspekte der turko-iranischen Welt von der Islamisierung ab dem 7. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Im breiten geographischen Spektrum vom Bosporus über die Ǧazīra, Iran, Afghanistan und Zentralasien bis nach Indien und zu den Grenzgebieten Chinas widmen sich Einzelfallstudien aus historischer, philologischer, literaturwissenschaftlicher und ethnologischer Perspektive den Studien von Stadt-, Lokal- und Regionalgeschichte, verschiedenen Formen von Geschichtsschreibung und Fragen von Herrschaftslegitimation. Obgleich bei der Bearbeitung von genremäßig unterschiedlichen Textmaterialien und Dokumenten methodisch ebenso diverse Ansätze und Fragestellungen zu Tage treten, bieten die vorliegenden Beiträge ein anschauliches Bild der turko-iranischen Welt in Geschichte und Gegenwart, die als Motor der Geistes- und Politikgeschichte der Welt des Islams seit jeher eine herausragende Position eingenommen hat. Als eurasische Schnitt- und Anschlussstelle zur Seidenstraße und später zu den russischen (Zentralasien, Iran), britischen (Indien, Iran) sowie chinesischen (Ost-Turkestan) Hegemoniebestrebungen war diese Großregion seit der Dissoziation der souveränen islamischen Herrschaften ein ständiger Zankapfel der Fremdmächte, was schließlich im 20. Jahrhundert zur ihrer Aufteilung in verschiedene Interessenssphären geführt hat. Auch aus dieser Perspektive will dieser Sammelband implizit auf den zentralen Stellenwert dieser Großregion in den letzten 14 Jahrhunderten hinweisen. Die in ihm enthaltenen Forschungsergebnisse basieren durchweg auf originalsprachlichen Quellen, welche innerhalb der oben erwähnten raum-zeitlichen Koordinaten textuell verdichtet worden sind. Auf diese Weise wird dem Leser vor Augen geführt, wie komplex die sprachlichen Interaktionsmuster in der turko-iranischen Welt beschaffen waren. Während also die Islamisierung mit den arabischen Eroberungen im siebten Jahrhundert von „Südwesten“ her begann, führt uns der Band bis hin zur äußersten, nordöstlichste Peripherie der islamischen Zivilisation im Xinjiang des 21. Jahrhunderts. Gemeinsam ist dabei allen Beiträgen ebenso ein Bezug zu Forschungsraum und -interessen von Prof. Jürgen Paul, der durch sein wissenschaftliches Wirken in Halle (Saale) und Hamburg den turko-iranistischen Studien – insbesondere auf dem Feld der Geschichtswissenschaft – einen bleibenden Dienst erwiesen hat. Ihm ist dieser Band deshalb anlässlich seines 70. Geburtstags gewidmet.