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Belgische Literatur vor Gericht

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Verletzung der guten Sitten, Kollaboration, Verletzung der Privatsphäre, Rassismus: Literatur hat in Belgien aus ganz unterschiedlichen Gründen die Aufmerksamkeit der Jurisprudenz auf sich gezogen. Diese Studie bietet einen systematischen Überblick über die Gerichtsprozesse, die im Laufe der Geschichte Belgiens gegen Schriftsteller, Buchhändler und Verleger aufgrund eines literarischen Werkes geführt wurden und liefert damit Einblicke in die Interaktionen zwischen Literatur und Recht. Aus feldtheoretischer Perspektive wird untersucht, welchen Grad von Autonomie die Juristen in den Prozessen für Literatur anerkannt haben und wie sich der Autonomiestatus im Laufe der Zeit entwickelt hat. Dabei wird deutlich, dass bereits im Zuge der ersten Sittlichkeitsprozesse um 1900 ein rechtlicher Sonderstatus für Literatur erkennbar ist, der in den darauffolgenden Prozessen gegen kollaborierende Schriftsteller im Nachklang des Zweiten Weltkriegs über die Prozesse wegen Verletzung der Privatsphäre ab den 1990er Jahren bis hin zu den jüngsten Prozessen wegen des Vorwurfs von Rassismus auffallend stabil geblieben ist. Damit lässt sich auch die Existenz eines relativ autonomen literarischen Feldes seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Belgien bejahen – zumindest aus der Perspektive des Rechts.

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2019

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