Blickwinkel
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In seinem aktuellen Künstlerbuch „Blickwinkel/ Points of View“ bricht Thomas Kutschker mit der klassischen Erwartungshaltung. „Der Titel als Sinnstifter der Bilder“ Wenn der Bildtitel „Colosseum“, „Reichstag“ oder „Rialto Brücke“ verspricht, zeigt der Künstler nicht etwa die millionenfach abfotografierte Sehenswürdigkeit. Er zeigt vielmehr eine diametral-entgegengesetzte Ansicht, mit dem insta-tauglichen Hotspot im Rücken. Durch die Verschiebung der Blickachse geschieht etwas Verblüffendes. Denn schon beim ersten flüchtigen Betrachten der beiläufig wirkenden Schnappschüsse vergleicht man augenblicklich das abgebildete mit dem eigenen, erinnerten Bild. Man versucht beide instinktiv deckungsgleich zu bekommen, und fragt sich, wo Kutschker gestanden haben mag, um diese oder jene Aufnahme zu machen. Es ist als würde man das ganze Bild einer Sache erst sehen, wenn man, „Schuss“ und „Gegenschuß“ verbindet. Kutschker führt als Fotograf mit der Erfahrung des Kameramann ein perfektes Spiel mit den Mechanismen der Wahrnehmung vor, in dem er die Betrachter dazu bringt, das Bild aus dem Gedächtnis selbst zu vervollständigen. Bildbetrachtung als eine Art Memory Effekt. Thomas Kutschker wirft damit die Frage auf, wie wir Bilder (an-)sehen, von denen wir bereits wissen, wie sie aussehen. Und wie wir damit umgehen.