"Agua es vida" - indigene Wassergemeinschaften und Bergbau im Norte Grande, Chile
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Die Bevormundung des Nationalstaats gegenüber indigener Kultur und Selbstbestimmung in Lateinamerika zieht sich als Konstante mit Beginn der Staatsbildungen durch die Geschichte. Die Ethnohistorie der Aymara und Atacameños im Großen Norden Chiles belegt eindrücklich die ethnischen Konsolidierungsprozesse über die verschiedenen kulturellen Einflüsse hinweg. Das Chile von heute unterliegt strikten Marktmechanismen; gesellschaftliche Partizipation verkümmert so zu einem isolierten Anliegen marginalisierter Gruppierungen. Konflikte um das Recht an natürlichen Ressourcen nehmen jedoch unter dem geltenden Export- und Akkumulationsmodell zu. Die Sozialgeschichte der chilenischen Wassergesetzgebung zeigt, dass ein frei verhandelbares Wassernutzungsrecht parallel zu einer staatlich bevorzugt behandelten Bergbaukonzessionen gesellschaftlichen und ökologischen Sprengstoff birgt. Eine ethnische Konsolidierung und Revitalisierung der Indigenen findet in der Gegenwart aufgrund der Bedrohung der ureigensten Ressource Wasser statt. Demgegenüber steht die holistische Bedeutung des Wassers in den Anden als heiliges und schützenswertes Kultur- und Wirtschaftsgut. Die alternative Forderung nach Nachhaltigkeit in Lateinamerika muß die sozioökonomische Marginalisierung und Armut vieler Bevölkerungsteile erachten, und nach einer größtmöglichen Partizipation der Zivilgesellschaft streben. Der Staat soll dabei in seiner sozialen und ambientalen Verantwortung effektiver werden. Denn nur aus einer qualitativen Zunahme an gegenseitiger Gemeinschaft können ethnische Kulturräume erhalten und zukunftsfähig gestaltet werden.