"Es bleibt alles wüst"
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Mit dem Namen Vincent van Goghs verbindet sich der Mythos vom verkannten Malergenie, das erst posthum zu einem der einflußreichsten Künstler der Moderne aufsteigen konnte. Eine wachsende Zahl von Fiktionalisierungen seiner Lebensgeschichte in allen Medien zog die vollständige Kommerzialisierung der Bildmotivik nach sich. In der vorliegenden Arbeit untersucht die Autorin den Briefwechsel des Malers mit seinem Bruder Theo und forscht nach den Quellen seines Selbstverständnisses als Künstler. Ihre Befunde sind erstaunlich: Van Goghs schöpferische Tätigkeit verdankte sich infolge calvinistischer Prägung primär seinem angstbesetzten Streben nach Daseinsrechtfertigung. Um sein häufiges berufliches Scheitern zu kompensieren, entwickelte er im Medium von Brieftexten ein Konzept von Lebenskohärenz. Diese Selbstinszenierung auf dem Papier, die er im Kontext der Traditionen von Kunst, Religion und Philosophie zu legitimieren suchte, war für Van Gogh ein Gegenentwurf zu den Kontingenzen seines eigenen Lebens. Die Studie ist ein substantieller Beitrag zur van-Gogh-Forschung und zugleich ein wesentlicher philosophisch-wissenschaftlicher Beitrag auf dem Gebiet der Ästhetik.