Weltskepsis und Bildkrise
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Nachdem das Bildprogramm durch die Zerstörung des originalen architektonischen Kontextes in Vergessenheit geraten war, wird hier erstmals zweifelsfrei geklärt, welcher hagiographischen Texttradition der Bilderzyklus folgt. Dies wird durch die Publikation der besonderen Legendenfassung der Pariser Kartause, für die der Zyklus entstand, umfassend veranschaulicht. Die theologische Deutung greift kontroverstheologische Ideen des französischen Jansenismus auf, die im sog. Gnadenstreit der Universität Sorbonne um die Auslegung von göttlicher Gnade und menschlicher Willensfreiheit kreisen. Wie paradigmatisch Le Sueur das jansenistische Weltkonzept umsetzte, zeigt sich besonders an den Grenzen des Darstellbaren, die in der Phänomenologie von Port-Royal deutlich werden. Die jansenistische Skepsis gegenüber der sichtbaren Welt führt zu einer mehrdeutigen Bildsprache, die sich mit dem Stilkonzept der simplicité beschreiben lässt. Ein entscheidender Unterschied zur barocken Bildauffassung ist dabei das Theologumenon des verborgenen Gottes, das eine Ambivalenz der Wirkungsästhetik zur Folge hat und den jansenistischen Bildbegriff schließlich in die Krise führt. ·Die „Vie de saint Bruno“, ein Zyklus aus 22 Gemälden zum Leben des Ordensgründers der Kartäuser, offenbart sich als paradigmatisches Bildkonzept jansenistischen Denkens Der Gemäldezyklus von Eustache Le Sueur wird als herausragendes Zeugnis der religiösen Malerei des 17. Jh. in Frankreich analysiert und das Bildprogramm in Verbindung mit der Erstveröffentlichung einer seltenen Legendentradition entschlüsselt.