Studien zu den Auswirkungen einer IFRS-Umstellung auf die Fremdfinanzierung und zur schwellenwertorientierten Bilanzpolitik
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In der Studie werden zwei Fragestellungen zur Wirkung von Rechnungslegungsinformationen betrachtet: (1) Effekte einer IFRS-Umstellung auf die Fremdfinanzierung und (2) Anreize zur schwellenwertorientierten Bilanzpolitik bei mittelständischen Unternehmen. Im Zuge der ersten Fragestellung werden zwei verschiedene Finanzierungsformen betrachtet, einerseits die Finanzierung über Kredit im Rahmen einer engen Beziehung zu einer Bank (Hausbankfinanzierung) und andererseits die Finanzierung über Anleihen. Die Auswirkungen einer IFRS-Umstellung auf Hausbankfinanzierungen werden mit Hilfe eines theoretischen Modells untersucht. Die Auswirkungen auf die Kosten einer Anleihefinanzierung werden über die Risikoprämien einer Stichprobe von Industrieanleihen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gemessen. Die wesentlichen Ergebnisse zeigen, dass die Risikoprämien von Unternehmensanleihen im ersten, ebenso wie im zweiten Jahr nach der Umstellung, um ca. 40% sinken. Dies bedeutet, dass der zusätzliche Informationseffekt eines IFRS-Abschlusses nur mit Verzögerung in die Marktpreise einfliesst. Bei Hausbankenfinanzierung zeigt die spieltheoretische Analyse ein differenzierteres Bild. Zwar können die Finanzierungskosten älterer Unternehmen sinken, sofern ein IFRS-Jahresabschluss hinreichend informativ ist. Es besteht allerdings die Gefahr, dass die Bereitschaft von Hausbanken sinkt, jungen Unternehmen einen Kredit im Rahmen einer langfristigen Beziehung zu gewähren. Somit kann eine generelle IFRS-Anwendung die Finanzierung von besonders jungen Unternehmen sogar erschweren. Zur Analyse der zweiten Fragestellung wird das Gewinnausweisverhalten von deutschen mittelständischen Unternehmen empirisch analysiert. Die Resultate der Analyse zeigen, dass Unternehmen den Ausweis kleiner Verluste sowie kleiner Gewinnrückgänge vermeiden. Die Vermeidung des Ausweises kleiner Verluste ist bei Kapitalgesellschaften stärker ausgeprägt als bei Personengesellschaften. Darüberhinaus versuchen Kapitalgesellschaften die Grössenkriterien für die Bilanzsumme und Umsatzerlöse, ab denen eine gesetzliche Prüfungspflicht des Jahresabschlusses besteht, zu unterschreiten. Offensichtlich stufen Unternehmen den Nutzen einer verpflichtenden Jahresabschlussprüfung geringer ein als die damit verbundenen Kosten.