Kooperationsinfrastruktur für Projektteams
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Projektteams zeichnen sich durch kurzfristige Zusammenarbeit aus, Infrastruktur durch ein Entstehen über einen längeren Zeitraum – insofern ist „Kooperationsinfrastruktur für Projektteams“ ein Oxymoron. Dennoch verfügt jedes Projektteam über eine spezifische Kooperationsinfrastruktur, die es auf der Basis der Vorerfahrungen der Teilnehmer und der technischen Möglichkeiten der nicht selten organisationsübergreifenden Zusammenarbeit selbst kreiert. Hieraus ergibt sich, dass der technische Teil der Kooperationsinfrastruktur in Projektteams häufig nicht die Möglichkeiten des Standes der Technik ausnutzt, sondern sich vielmehr auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner einfacher Unterstützungsmöglichkeiten wie E-Mail oder Wikis bewegt. Kooperationsinfrastruktur besteht aus technischen und organisatorischen Aspekten; beides wird im zeitlich befristet zusammenarbeitenden Team entwickelt. Dies geschieht in Zyklen der Planung, des operativen Arbeitens und schließlich der Reflexion und daraus folgenden Anpassung von Vorgehensweise und Arbeitsmittel inklusive der Kooperationsinfrastruktur. Hierbei wird auf konkrete Arbeitserfahrungen zurückgegriffen, und Störungen im Arbeitsablauf sind häufig der Anlass zu einer Reflexion. Dies setzt eine technische Kooperationsunterstützung voraus, die nicht nur anpassbar ist, um mit der organisatorischen Weiterentwicklung verändert werden zu können, sondern die auch eben diese Reflexions- und Anpassungsprozesse, die einen wichtigen Teil kooperativer Arbeit ausmacht, unterstützt. In der ersten Phase meiner Arbeit habe ich mich dieser Problemstellung mittels Design Research gewidmet. Kernstück des dabei entstandenen und in der Cooperation Infrastructure umgesetzten Konzepts zur Kooperationsunterstützung ist die Auffassung, dass sich die Zusammenarbeit von Projektteams um einen (oder wenige mehrere) zentrale Begriffe herum organisiert, die ich Kooperationskonzepte nenne. Diese sind häufig Repräsentationen zentraler Artefakte, die beständig verfeinert und in ihrer Bedeutung für die Zusammenarbeit reflektiert werden. Die Cooperation Infrastructure unterstützt das Herausbilden von Kooperationskonzepten, die das Kernstück sowohl der organisatorischen als auch technischen Kooperationsinfrastruktur darstellen, indem sie bei generischer Kooperationsfunktionalität die Modellierung der Inhalte offen lässt und genau diesen Verfeinerungsprozess parallel zur operativen Arbeit unterstützt. In der zweiten Phase meiner Arbeit habe ich mich der Frage, wie das Herausbilden von Kooperationsinfrastruktur für Projektteams unterstützt werden kann, erneut, diesmal mittels der Grounded Theory, genähert und zum einen den Einsatz der Cooperation Infrastructure in mehreren Anwendungsprojekten sowie zum anderen die Entwicklung von Kooperationsinfrastruktur in zwei Softwareentwicklungsprojekten, in denen ich freiberuflich mitgearbeitet habe, betrachtet. Dabei konnte ich die Zyklen von Planung, operativer Arbeit und Reflexion genauer beschreiben und typische Tätigkeiten, die ich in den Projektteams beobachtet habe, die ich „kooperative Tätigkeiten“ nenne, herausarbeiten. Diese bilden gemeinsam mit allgemeinen Kooperationskonzepten (Personen, Gruppen, Nachrichten, Aufgaben, Materialien) sowie Konzept-Metaklassen (zeitgebundene Konzepte, Konzepte mit Dokumentencharakter sowie Materialien und Artefakten) Anforderungen für eine generische Kooperationsunterstützung, auf deren Basis sich Projektteams ihre projektspezifische Kooperationsinfrastuktur aufbauen können.