"Die Spiegelung Gottes"
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Werk und Leben Walter Kempowskis bilden eine Einheit. Sein Leben erklärt sich aus seinem Werk heraus und umgekehrt. Seine „Urgeschichte“, die Haftzeit, begreift er selbst als „gnädige Bewahrung“. Aus dieser religiösen Erfahrung erwächst ein Lebensplan, den er theologisch reflektiert. Kempowski baut seine Romane als „Dankeskirchen“ für jene segensreiche Bewahrung, wird so zum Kirchenbaumeister und Restaurator, der die Fresken der Märtyrer frei legt. Der Schriftsteller agiert als Pastor seiner Figuren, indem er sie in Situationen „tiefer Not“ tröstet und in den Heilsplan Gottes hineinstellt. Er „rettet ihnen den Tod“ („Alles umsonst“), indem er ihnen in seinen Kirchen einen Platz gibt. Eine Textanalyse aus der wissenschaftlichen Theologie heraus, die dem semiotischen Zeichensystem Kempowskis nachgeht, lässt eine einzigartige Gesamtkomposition des Romanwerks erkennen. Es wird eine durchgängige biblisch-christliche Leitmotivik offen gelegt, die beide Chroniken verbindet. Auch als jeweils einzelnes Buch folgt jeder Roman dieser theologisch reflektierten Struktur. Durch ein konsequentes Textverständnis wird auch Kempowski als „Text“ lesbar. Die Inszenierungen in seinem Haus sowie seine Selbstinszenierungen werden interpretierbar als Fortführung seiner Literatur mit anderen Medien.