Lied vom Hunger

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Der neue Roman des aktuellen Literatur-Nobelpreisträgers ist ein eindringliches Frauenporträt, das die Grundmelodie des Lebens von Hunger thematisiert. Ethel begegnet diesem Hunger während des Zweiten Weltkriegs – nicht nur den nach Brot, sondern auch nach Glück, Gerechtigkeit und Wahrheit. Die Geschichte folgt der jungen Ethel Brun, die zwischen den beiden Weltkriegen in Paris aufwächst. Ihre Familie, von der Insel Mauritius stammend, wird von ihrem Vater Alexandre dominiert, einem schwadronierenden Schönling, der sein Erbe vergeudet und nostalgisch von der Vergangenheit träumt. Die gegenwärtige Realität wird von nationalistischen und antisemitischen Strömungen geprägt. Ethel leidet unter der unglücklichen Ehe ihrer Eltern und dem ständigen Geldstreit, da Alexandre sein Vermögen verschwendet hat. Um den drohenden Bankrott abzuwenden, greift er auf Ethels Erbe zurück, jedoch ohne Erfolg. Mit kaum zwanzig Jahren erkennt Ethel, dass sie die Verantwortung für die Familie übernehmen muss. Sie kümmert sich um die zerrütteten Finanzen und flieht mit ihren hilflosen Eltern nach Nizza, wo sie bittere Jahre des Hungers und der Demütigung durchsteht. Innerlich von ihren Eltern gelöst, heiratet sie und wandert nach Kanada aus, in eine Welt ohne Antisemitismus und Kriege. Le Clézio entwirft in klarer, poetischer Sprache das Bild einer dramatischen Zeit und einer unerschrockenen jungen Frau.