Geschichte eines Hottentotten, von ihm selbst erzählt
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Der im Jahr 1773 anonym bei dem Halleschen Verleger Carl Hermann Hemmerde verlegte Roman Geschichte eines Hottentotten, von ihm selbst erzählt wird bereits in den Literaturlexika der folgenden Jahrzehnte Christian Ludwig Willebrand (1750–1837), dem Sohn des Hamburger Historikers und Reiseschriftstellers Johann Peter Willebrand zugeschrieben. Aus der Sicht des Protagonisten Kori schildert der Roman dessen Verschleppung in die holländische Sklaverei, seinen gesellschaftlichen Aufstieg und die Liebe zur Tochter des Gouverneurs von Kapstadt. Am Ende berichtet ein aufgefundenes Tagebuch, wie Koris Vater, ein schiffbrüchiger Franzose, von einer Königstochter der Hottentotten, gerettet wird, einen Sohn mit ihr zeugt und später einem Mordanschlag zum Opfer fällt. Die Lebensläufe beider Figuren sind vom didaktischen Literaturverständnis eines Christian Fürchtegott Gellert her konstruiert und verhandeln den in der zeitgenössischen Literatur zentralen Konflikt zwischen Vernunft und Emotion. Dabei zweifelt der Erzähler und Protagonist der Geschichte eines Hottentotten ebenso wenig an der Möglichkeit, die potenziell selbstzerstörerische Gefühlswelt durch rationale Methoden einfrieden zu können, wie an den positiven Auswirkungen der europäischen Kolonialisierung. So erweist sich Willebrands Roman als typisches Produkt einer empfindsamen Aufklärung, das Gellerts Schwedischer Gräfin (1747/48) bedeutend näher steht als den nur ein Jahr später erschienenen Leiden des jungen Werthers (1774).