Der verkehrte Deutsche
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Deutschland ist nicht mehr gemeinschafsfähig, behauptet der Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn in seinem vor 18 Jahren erschienenen Buch mit dem programmatischen Titel „Menschlichkeit gewinnt“. Werner Sündram fragt in seiner Autobiographie: „War Deutschland schon jemals gemeinschaftsfähig?“ Dennoch teilt der Autor den Optimismus eines der erfolgreichsten Kapitalisten des 20. Jahrhunderts, dass das Gute im Menschen siegen wird. Er selbst sieht in seinem eigenen Leben die Zuversicht bestätigt. Der Autor erblickte 1935 das Licht der Welt. Ihm war im Elternhaus, in der Schule und in der Kirche Hitlers Wort zum Gotteswort geworden. Diese radikale Gesinnung sollte sich 1946 ins totale Gegenteil verkehren und sein ganzes weiteres Leben prägen. Geleitet von dem Rat eines alten Stettiner Hafenarbeiters und Anhängers von August Bebel: „Werde nicht wie deine Eltern, werde ein neuer Mensch", strebte der kleine Neu-Maldewiner dieses Ziel an und wurde zum Diener eines „Unrechtsstaates.“ Seine Rechtfertigung: „Ich bin nicht Teil der Ursache für die deutschen Übel, wozu auch die Spaltung Deutschlands gehört. Ich bin die Wirkung!“ Sich dafür entschuldigen zu müssen, stellt die Dinge auf den Kopf. „Das wäre ja genauso“, findet der Autor, „als würde man von einem Küken eine Rechtfertigung dafür fordern, dass es aus dem Ei gekrochen ist.“ Wollte der „kleine Neu-Maldewiner“ einst die DDR anders, will er heute die BRD neugestaltet wissen. Das Gesellschaftskonzept eines westdeutschen Super- Kapitalisten und die Überlegungen eines Ostdeutschen Sozialisten könnten die ersehnte deutsche Gemeinschaftsfähigkeit endlich herstellen. Mit der Überschrift: „Sozialistischer Kapitalismus.“