Mauerritzen
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- Geboren ist der Autor in Genf, 3½ Jahre vor dem 2. Weltkrieg. Die Mutter sprach Tschechisch und das gepflegte Deutsch einer sudetischen Lehrerin, der Vater den urchigen Dialekt eines angestammten Oberwinterthurers. Beide arbeiteten 16 Stunden am Tag für ein bescheidenes Auskommen, für ein Suppenhuhn musste der Vater Lohnvorschuss erbitten, aber Hunger war nie ein Gast im Haus und im Garten blühten Rosen und Phlox. - Dann kam der Krieg, das Bangen um den Vater, der ständig einrücken musste, und in vielen Nächten das dumpfe Dröhnen der alliierten Bomber über der Stadt. Und dreimal am Tag kam die NZZ ins Haus, die er damals mit den ersten Büchern lesen lernte. - Das Gymnasium absolvierte er in Lugano, das Hochschulstudium in Lausanne, Pisa und Zürich. Und in Zürich lebt er seit 50 Jahren, 35 davon als Gymnasiallehrer für Französisch und Italienisch, und hat daneben in der zweiten Lebenshälfte noch ein Studium in Psychologie und eines in Computerlinguistik nachgeschoben und Spanisch gelernt. - Mit gut 40 ist er der Frau begegnet, die ihn gelehrt hat, was Lieben heisst, und hat sie mit 80 nach langen Jahren eines tiefen, unaussprechlichen Lebensglücks verloren. Wie er, trauern ihr viele nach und tragen sie im Herzen. - Seine Hobbys? Hören und sprechen, lesen und schreiben, und in den Strassen Zürichs als neugieriger Beobachter mit Staunen und Sympathie herumstreifen. Tram und Bus fahren: Wo sonst trifft man auf einer Bühne so viele Menschen, die ganz ungezwungen sich selbst sind? Mit Neugierde, Zuneigung und etwas Gedächtnis kann man dort Stoff für mehrere Welttheater einsammeln. - Seine grossen Fragen: „Wie und bei wem lernt man lieben und denken?“ Und kann ich das wirklich? Gute und liebende Menschen hat er viele gekannt und wurde von ihnen beschenkt. Durfte er auch einer von ihnen sein? Auf diese Frage hat er keine Antwort. Was wissen wir denn wirklich von uns? „Nur die Bescheidenheit kann uns versöhnen“, sagte sein Vater: er gibt ihm recht und hofft, zumindest das ein wenig gelernt zu haben.