Immanenz Gottes und Transzendenz der Welt
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Eine parallele Analyse des systematischen Denkens Rahners und Pannenbergs ist aus mehreren Gründen angezeigt. Das wichtigste Charakteristikum beider Theologen dürfte sein, daß sie die Selbstoffenbarung Gottes in der Person Jesu in einem allgemeinen Verstehenshorizont zu vermitteln suchen, der bei Rahner transzendentaltheologisch und bei Pannenberg universalgeschichtlich konzipiert ist. In beiden Fällen sind die Kriterien dieser Hermeneutik ihre christologische Adäquanz sowie ihre erhellende Kraft für gegenwärtige Selbst-, Welt- und Gotteserfahrung. Nachdem Heinrich Springhorn zunächst die Geschichtlichkeit philosophischer und theologischer Reflexion thematisiert, wird im ersten Teil die Immanenz Gottes zum Leitfaden der Darstellung. Den Einsatz bei der allgemeinen Seins- und Erkenntnislehre rechtfertigt der Autor dadurch, daß sie das Insein Gottes in der Welt als die Anwesenheit des Unendlichen in Sein und Erkennen allgemein zu denken erlaubt und damit die motivische Struktur, die in den im eigentlichen Sinne theologischen Problemfeldern weiter zu explizieren ist, sichtbar werden läßt. In den folgenden Kapiteln des ersten Teils verdichtet sich der allgemeine Gedanke des Unendlichen zu dem Gott der Geschichte, der Offenbarung und der Inkarnation, bis hin zu den Problemkreisen der Vollendungslehre und der Theodizee. Im zweiten Teil ist die Transzendenz der Welt auf Gott leitender Gesichtspunkt. Hier wird die Lehre vom Menschen als dem auf Gott ausgreifenden und zur Gemeinschaft mit ihm bestimmtem Wesen entfaltet. Nachdemder zweite Teil mit der Harmatologie geschlossen ist, schneiden sich im dritten Teil die aufsteigende Linie der Anthropologie und die absteigende des Inkarnationsgedankens in der Christologie, um im vierten Teil in Form der Trinitätstheologie ihren integrativen Abschluß zu finden. Das Buch schließt mit einem Exkurs, der eine Darstellung und Kritik der Rahnerrezeption Pannenbergs zum Inhalt hat. Die ökumenischen Möglichkeiten, die in der von Rahner und Pannenberg durchgeführten Theologie begründet liegen, sind bis dato fast ausschließlich von katholischer Seite realisiert worden. Der Autor möchte einen Beitrag von evangelischer Seite zu einer ökumenisch tragfähigen Theologie liefern, die sich in offenbarungstheologischer Perspektive moderner, von der Aufklärung herkommender Daseinserfahrung öffnet. Das theologische Werk von Rahner und Pannenberg scheint für das Projekt einer solchen Theologie bei weitem noch nicht ausgeschöpft.