Sein Kampf für Recht, Freiheit und Anstand war notorisch
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Moritz Goldstein (1880-1977) gehört zu den – zu Unrecht – vergessenen Journalisten der Weimarer Republik. Er hat von 1918-1933 als Journalist und Redakteur in den Redaktionen Politik, Feuilleton und Lokales der Berliner „Vossischen Zeitung“ gearbeitet und sich vor allem als Gerichtsreporter „Inquit“ einen Namen gemacht. Wie Kurt Pinthus schrieb, war er „weitaus der gelesenste und beliebteste der Zeitung“. In der Lokalredaktion schrieb Goldstein feuilletonistisch gefärbte Beiträge nach Art eines Flaneurs über das Berlin seiner Zeit, über Gebäude, politische Ereignisse, über den Alltag und die Freizeit der Berliner, auch die wachsende Not zum Ende der Weimarer Republik wird in seinen Reportagen lebendig. Nach dem Tode seines Freundes und Kollegen Paul Schlesinger (Sling), wurde Goldstein dessen Nachfolger als Gerichtsreporter (1928-1933). In eher sachlichen Beiträgen berichtete er über größere und große Prozesse, die sich oft über Tage und Wochen hinzogen. Hier werden die gesellschaftlichen Konflikte der Zeit in Sexualität, Kunst, Berufskriminalität, Politik und Wirtschaft sichtbar. Charakteristisch für ihn ist es, dass er auch bei solchen „großen“ Prozessen das Spektakuläre meidet und anhand oft unbeachteter, scheinbar nebensächlicher Kleinigkeiten ein aussagekräftiges Bild zeichnet. Besonders deutlich wird seine Absicht, das Alltägliche, das sich hinter vielen Straftaten verbirgt, sichtbar zu machen, aber in den fast täglich erschienenen, literarisch vielfältigen Gerichtsfeuilletons seiner Rubrik „Aus den Berliner Gerichten“. Neben den psychischen Hintergründen einer Straftat interessierten ihn vor allem ihre gesellschaftlichen Bedingungen. Er hielt es für eine „dringende und lohnende Aufgabe“, die Gerichtsberichter- stattung nach der „soziologischen Seite hin zu erweitern“. Er erkennt Widersprüche und Gegensätze, er fragt nach dem Sinn der Strafen, wenn es für die Bestraften doch oft keinen anderen Ausweg aus der Not gibt, als wieder straffällig zu werden. Goldstein verstand seine Gerichtsberichte auch als eine Kontrolle der Justiz. In seinen Gerichtsreportagen über politische Prozesse gegen die Nationalsozialisten und ihre Führer schildert er deren Brutalität und ihr mangelndes Verantwortungsbewußtsein ebenso wie die allzu große Nachsicht vieler Richter gegenüber Straftätern der politischen Rechten. Schon früh warnte er vor „der Gesinnung und vor den Menschen, die mit den Nationalsozialisten an die Macht kommen würden“. 1933 musste Goldstein als Jude Deutschland verlassen und ins Exil gehen (Stationen: Italien, Frankreich, Großbritannien, USA). Er hat nie wieder von seiner journalistischen Arbeit leben können. Moritz Goldstein ist 1977 – 97 jährig – in New York gestorbe