Systembezogene Risikobewertung von Betriebsmitteln der Elektrischen Energieversorgung
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Seit der Liberalisierung des Energiemarktes 1998 hat sich die Situation für Energieversorgungsunternehmen grundlegend geändert. Insbesondere die zunehmende Zahl an dezentralen Erzeugungseinheiten in Verbindung mit der gesetzlich festgelegten vorrangigen Einspeiseberechtigung für regenerative Erzeugungseinheiten stellt für eine langfristig wirtschaftlich optimale Instandhaltungs- und Netzplanung eine enorme Herausforderung dar. Für eine wirtschaftlich effiziente Instandhaltungsplanung können die einzelnen Betriebsmittel nicht mehr isoliert betrachtet und bewertet werden, sondern die Bewertung muss die Wichtigkeit für den Netzbetrieb ausreichend berücksichtigen. Daher wird für vermehrt zu einer Risikoorientierten Instandhaltungsplanung übergegangen. Bei diesem Verfahren wird für jedes Betriebsmittel ein Zustands- und ein Wichtigkeitswert bestimmt, und daraus das Risiko und somit die Priorisierung bei der Instandhaltungsplanung ermittelt. Daher wird für vermehrt zu einer Risikoorientierten Instandhaltungsplanung übergegangen. Bei diesem Verfahren wird für jedes Betriebsmittel ein Zustands- und ein Wichtigkeitswert bestimmt, und daraus das Risiko und somit die Priorisierung bei der Instandhaltungsplanung ermittelt. Diese Arbeit stellt zwei Verfahren zur Bestimmung der Wichtigkeit eines Betriebsmittels für den Netzbetrieb gegenüber - das der Bewertung anhand der Ergebnisse von Zuverlässigkeitsberechnungen sowie ein Verfahren der Bewertung über einen Kriterienkatalog. Für den Vergleich wurden Untersuchungen an einem Ausschnitt aus einem realen 110 kV- Netz durchgeführt. Bei der Analyse der Ergebnisse der Zuverlässigkeitsberechnungen zeigen sich die dominanten Einflüsse einzelner Faktoren sehr deutlich wie bspw. die Leitungslänge bei der Bewertung der Freileitungen oder die unterbrochene Leistung bei der Trennschalterbewertung. Für eine Wichtigkeitsbewertung anhand von Zuverlässigkeitsberechnungen sollte daher mehr als ein Index berücksichtigt werden um die genannten dominanten Einflüsse zu relativieren. Das zweite Verfahren basiert auf der bereits häufig für die Zustandsbewertung eingesetzten Methode, jedes Betriebsmittel anhand aussagekräftiger Kriterien und Merkmalsausprägungen zu bewerten. Hierzu wurden für Leistungsschalter, Trennschalter, Freileitung und Kabel bis zu sechs Kriterien für die Wichtigkeitsbewertung erarbeitet und deren Merkmalsausprägungen mit Zahlenwerten belegt. Über die Zuordnung der Merkmalsausprägungen zu den jeweiligen Betriebsmitteln und der Gewichtung der Kriterien zueinander lässt sich für jedes Betriebsmittel ein individueller Wichtigkeitswert ermitteln. Grundsätzlich bietet das Verfahren der Bewertung anhand der erarbeiteten Kriterien eine gute Möglichkeit zur schnellen und einfachen Bewertung eines Betriebsmittels. Das Verfahren bietet durch die Variationsmöglichkeiten der Gewichtungsfaktoren sowie gegebenenfalls der Kriterien auch flexible Anpassungs-möglichkeiten an die Präferenzen des jeweiligen Netzbetreibers sowie an spezielle Netzstrukturen. Zu beachten ist im Verfahren der Wichtigkeitsbewertung über den Kriterienkatalog insbesondere die Festlegung der relativen Gewichtungsfaktoren der einzelnen Kriterien zueinander. Zur Sicherstellung der Qualität des Verfahrens ist eine fundierte Analyse der relativen Einflussstärken der einzelnen Kriterien notwendig. Hierzu eignet sich eine Befragung von Experten aus dem Bereich des Netzbetriebs sowie der Instandhaltung.