Fraunhofers Spektren
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Eine faszinierende Studie über die Beziehungen von Handwerkskunst, Wirtschaft und Wissenschaft vor dem Hintergrund der beginnenden Industrialisierung - ausgezeichnet mit dem Hans-Sauer-Preis 2006 (Historischer Sonderpreis für Forschung über Erfinder). Im 19. Jahrhundert vollzog sich in der Praxis des Forschens ein dramatischer Wandel vom persönlichen Abenteuer zum organisierten Unternehmen. Als einer der Protagonisten gilt Joseph von Fraunhofer (1787-1826), später gefeiert als »Vater der Spektroskopie«. Diese Verklärung lässt außer Acht, dass der aus einer Glasmacherdynastie stammende Fraunhofer nicht zuletzt durch seine handwerkliche Präzisionsarbeit die Entwicklung der Physik im 19. Jahrhundert entscheidend beeinflusste. Sein Labor in einem ehemaligen Benediktinerkloster atmete den Geist mönchischen Lebens, gerade auch, was die strenge Wahrung der Produktionsgeheimnisse anging: So versuchten z. B. britische Naturwissenschaftler vergeblich, Fraunhofers lupenreine Linsen nachzubauen. Myles W. Jackson beleuchtet anhand Fraunhofers Werdegang das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, zwischen Naturwissenschaftlern und Handwerkern. Er zeigt, welchen Verlauf der Siegeszug der deutschen optischen Technik in Deutschland im Rahmen der damaligen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten nahm und auf welchen Traditionen er dabei aufbaute. Fraunhofers Vorbild regte verschiedene Interessengruppen zu Initiativen an, die Anstrengungen von Wissenschaft, Technik und Industrie zu bündeln. Zur Reihe: Die Wissenschaftsgeschichte verstand sich lange Zeit als eine Art Gedächtnis der Wissenschaften. Heute sucht sie ihren Platz in der Kulturgeschichte und sieht ihre Aufgabe nicht zuletzt darin, Brücken zwischen den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften zu bauen. Die Formen, in denen dies geschieht, sind keineswegs ausgemacht. Sie sind Gegenstand eines großen, gegenwärtig im Gange befindlichen Experiments. Die historische Einbettung der wissenschaftlichen Erkenntnis, der Blick auf die materielle Kultur der Wissenschaften, auf ihre Objekte und auf die Räume ihrer Darstellung verlangt nach neuen Formen der Reflexion, des Erzählens und der Präsentation. Die von Michael Hagner und Hans-Jörg Rheinberger herausgegebene Reihe »Wissenschaftsgeschichte« versteht sich als ein Forum, auf dem solche Versuche vorgestellt werden.
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