Werner Hinze Books






Die Schalmei, ein mythenumwobenes Instrument, begleitete die Kämpfe der Weimarer Republik und wird hier erstmals chronologisch in Bezug auf die Spielpraxis und das Musikrepertoire der Schalmei-Spieler des kommunistischen Roten Frontkämpferbundes untersucht. Dieser Bund war Teil einer Frontkämpferkultur, die das öffentliche Leben der Weimarer Republik stark prägte und deren Mitglieder oft die Seiten wechselten. Ein zentraler Aspekt dieser Kultur war die Übernahme der Tradition der kaiserlichen Armee, die in vielen paramilitärischen Verbänden zu finden ist, jedoch im RFB besonders ausgeprägt war. Es wird deutlich, dass sowohl „linke“ (kommunistische) als auch „rechte“ (nationalsozialistische) Strömungen dieser Frontkämpferkultur bemerkenswerte Ähnlichkeiten in militärischer Selbstverständlichkeit und Symbolik aufwiesen, die nicht einfach im Sinne des Totalitarismus gleichgesetzt werden können. Der Autor kritisiert die häufige Ideologisierung des Begriffs „Arbeiterlied“ und bietet mit einer neuen Begrifflichkeit einen Ausweg aus diesem Dilemma. Um der Bedeutung der Frontkämpferverbände gerecht zu werden, die aus vier bis fünf Millionen meist ehemaligen kaiserlichen Soldaten rekrutiert wurden, erweisen sich die Begriffe „Frontkämpferlied“ und „Soldatenkampflied“ als nützlich für die Analyse des Liedgebrauchs in anderen Verbänden jener Zeit.