Nobuko Watabiki
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Der Maler Fritz Köthe ist ein Chronist der Pop-Kultur, der die mediale Wareninszenierung unserer Zeit mit den Mitteln der Décollage bricht und aushebelt. Zugleich ist er ein nachmoderner Surrealist, der in der Gegenüberstellung des eigentlich Unvereinbaren ein zersplittertes Porträt unserer dauerproduzierenden Konsumgesellschaft zeichnet. […] In seinen Werken geht es um die Verflüchtigung dessen, was uns umgibt, sie konstatieren die Auflösung der Gewissheiten, das Zerfallen der Wirklichkeit in visuellen Splitter. (Belinda Grace Gardner) Die Publikation zeigt einen retrospektiven Überblick des Œuvres von Fritz Köthe, einem der wichtigsten deutschen Vertreter der Pop-Art.
Der ehemalige Meisterschüler von Georg Baselitz, Daniel Mohr, verweist in seinen Werken kompositorisch auf Arbeiten von Francisco de Goya oder Paul Klee. Sein Alleinstellungsmerkmal ist die malerische Behandlung: Die Motive – Landschaften, Parks oder der Maler bei der Arbeit in der Natur –, die in alltäglichen Szenen von scheinbar entrückten Welten erzählen, fließen zwischen Ölmalerei und Aquarell von lockerer Transparenz bis zu opaker Dichte. Fragmentierungen und abstrakte Formen überlagern auf beiläufige oder augenscheinliche Weise die Sujets und zeigen wie Verfremdungseffekte die Methoden der Malerei auf. Biografie Daniel Mohr: 1976 geboren in Bad Hersfeld 1998 Humboldt Universität Berlin 1999–2003 Studium der Malerei an der Universität der Künste, Berlin, bei Georg Baselitz 2002 Bezug eines Ateliers in Barcelona 2003 Meisterschüler bei Georg Baselitz lebt und arbeitet in Berlin und Barcelona
Konzeptuell zerlegt Sven Drühl Bildformen oder Bildtypen von der Romantik bis zur Gegenwart. Im Sinne eines Remix montiert er diese neu und verbindet sie mit eigenen Motiven. Drühl reagiert mit diesem transformierenden Zitieren auf die Ausdruckskrise der nachmodernen Malerei, hört selbst aber gerade nicht auf zu malen. Zu bedeutsam sind ihm die AuseinanderSetzung mit der Kunstgeschichte und die fortgeSetzte Befragung des Mediums Malerei. Seine in Serien entstehenden Bilder sind damit sowohl spannungsreiche wahrnehmungskritische Kopien als auch überaus sinnliche, eindrucksvolle Neuschöpfungen. Biografie Sven Drühl: 1968 geboren in Nassau (Lahn) 1991–1996 Studium Kunst und Mathematik, Universität-Gesamthochschule, Essen seit 1997 zahlreiche Lehraufträge: Universität-Gesamthochschule, Essen; Goethe-Universität, Frankfurt am Main; Hochschule für Bildende Künste, Dresden; Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig; Chinesisch-Deutsche Kunstakademie, Hangzhou, China zahlreiche Stipendien: Volkswagen-Stiftung, Hannover; X. Rohkunstbau, Berlin; Falkenrot-Preis, Berlin; Pollock-Krasner Foundation, New York lebt und arbeitet in Berlin
Kat. Deichtorhallen / Sammlung Falckenberg, Hamburg
Verführung pur! Marilyn Minter gilt seit ihrer Retrospektive im San Francisco Museum of Art 2005 als eine der herausragenden Figuren in der amerikanischen Kunstszene. Ihre Arbeiten oszillieren zwischen Pop-Kultur und Kunstwelt, wie die Verwendung ihres Videos »Green Pink Caviar« für Madonnas »Sticky & Sweet«-Tour zeigt. In hyperrealistischen Arbeiten entwickelt die Künstlerin eine eigene visuelle Sprache, die durch erotisch-überdrehte Sinnlichkeit geprägt ist. Absätze, Perlen, Schweiß und Haut werden in überdimensionalen Kompositionen dargestellt. Minters Werke faszinieren nicht nur durch Glitzer, sondern thematisieren auch den morbiden Zerfall. Provokant nutzt sie die Bildwelten von Lifestyle- und Porno-Magazinen und interessiert sich für absurde Bildvorlagen, die Frauen bislang nicht gewagt haben. Ihre konzeptionelle Herangehensweise zeigt sich in seriellen Verschiebungen der Bildmotive. Gleißende Farben, die aus dunklen Hintergründen hervortreten, schaffen ein emotionales Klima voller Lebensenergie und Sexualität. Minter agiert als Feministin, die ihren eigenen Weg geht, und dokumentiert die Dekadenz der westlichen Moderne. Eine Würdigung ihrer fast 40-jährigen künstlerischen Produktion ist in Deutschland überfällig. Das Buch zeigt 40 Werke, beginnend mit frühen Fotografien ihrer drogenabhängigen Mutter und umfasst spätere Arbeiten wie »100 Food Porn Commercial« sowie großformatige Werke von 2011. (Dirk Luckow) Ausstellung:
Im Wechselspiel der Gegensätze mit dem Ziel radikaler Durchbrechung gewohnter Erfahrungshorizonte manifestierte sich das subversive Bildprogramm der Surrealisten. In unserer zunehmend undurchsichtigen, von widersprüchlichen Informationssplittern geprägten Zeit greifen jüngere Generationen von Künstlerinnen und Künstlern auf die vielschichtig-poetischen Stilmittel des Surrealismus zurück. Auf unsere aktuelle Welt im Schwebezustand, die sich dem Zugriff längst entzogen hat, antworten sie mit einer Ästhetik des Disparaten, Rätselhaften und Mehrdeutigen. Der Katalog „Das Ohr von Giacometti“ zeigt Entwicklungslinien zentraler (post-)surrealistischer Themen in einer opulent bebilderten Zusammenschau klassischer und zeitgenössischer künstlerischer Positionen.
Ekkehard Tischendorf nimmt mit in die Weiten der Fantasie mit Bildern voll aufwühlender Bildsprache und leuchtender Farbintensität. Die Arbeiten polarisieren und locken die Betrachter aus der Reserve, zeigen aber auch eine bedingungslose Hingabe zu seinem Schaffen. Seinen jüngsten Werkkomplex von Gemälden und Zeichnungen von 2008 bis 2009 fasst Tischendorf mit „Endlich beginnt Unendlichkeit“ zusammen – bewusst vieldeutig, aufrüttelnd und animierend zur Reflexion. Die Konnotationen spannen einen Bogen, der Kunsthistorisches, Dämonisches, Weltgeschichtliches, Sakrales, Profanes und Autobiografisches in einen sich gegenseitig befruchtenden Dialog bringt. Dementsprechend findet sich in Tischendorfs aktuellen Werken ein doppeldeutiger Bildkosmos der Rätselhaftigkeit und Symbolik, welcher provokativ herausfordert und zur AuseinanderSetzung zwingt.
Schummrige Jazzlokale, Cocktailbars, Zirkus-, Theater- und Zaubershows durchziehen das erotisch aufgeladene Werk des britischen Malers und Pop-Art-Initiators Allen Jones. Hier entfalten sich schillernde Energien von Illusion und Fantasie, agieren Tanzende und Liebende. Die zwischen Traum und Wirklichkeit changierenden Szenen voll Illusion und Magie verweisen auf die Macht der Fantasie und der künstlerischen Vision. Dort verhandelt Jones die großen Themen unserer menschlichen Existenz: Es geht um den Kreislauf ewiger Wiederkehr, aber auch um die kreative Energie der Wandlung als Quintessenz des Lebens und der Kunst. Im Kern steht die Zauberkraft der Liebe, die Gegensätze eint und aus der Verbindung der weiblichen und männlichen Prinzipien etwas Neues generiert. In Jones’ ästhetischem Entwurf nimmt die Göttin der Liebe und Schönheit deshalb einen zentralen Platz ein.
Wenn wir von der Liebe sprechen, denken wir an glühende Verehrung und erkaltete Gefühle, an das Herz, das zu Eis erstarrt ist oder in Flammen steht. Emotionen reichen von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Die jederzeit abrufbaren Metaphern der Liebe sind keine Erfindungen der Werbe- und Filmindustrie, sondern sie reichen weit zurück zu den Anfängen unserer Kultur. 'True Romance' zeichnet nach, wie sich das 'große Gefühl' in der bildenden Kunst artikuliert hat. Ausgehend von der italienischen Renaissance, in der sich das Liebesthema im Umfeld von Petrarca erstmals bildnerisch verdichtet, spannt sich der Bogen von den mythologischen Figuren Amor und Venus bis zur Entleerung und Massenverbreitung der tradierten Liebescodes als Ware sowie neuer Formen des Liebespreisens heute.