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Michail Kuzʹmic Ryklin

    Verschwiegene Grenze
    Dekonstruktion und Destruktion
    Kommunismus als Religion
    Buch über Anna
    • Am Karfreitag 2008 verließ Anna Altschuk ihre Charlottenburger Wohnung. Drei Wochen später wurde sie tot aus der Spree geborgen. Bis heute glauben viele Menschen in Russland, dass die Künstlerin von orthodoxen Fanatikern umgebracht wurde. Wenige Jahre zuvor stand sie in Moskau wegen Verletzung religiöser Gefühle vor Gericht und war einer Hetzkampagne ausgesetzt. Wochen vor ihrem Tod hatte sie Morddrohungen im Internet gefunden. Der Philosoph Michail Ryklin versucht, Leben und Sterben Anna Altschuks, mit der er fast 35 Jahre verheiratet war, bis zu dem Tag ihres Verschwindens nachzuzeichnen. Die Spätzeit der Sowjetunion, die turbulenten 90er Jahre, die das Paar nach Frankreich, in die USA, nach Großbritannien und Deutschland führte, und die mit dem Machtantritt Putins beginnende »Eiszeit« bilden den zeithistorischen Hintergrund des Buches. Einfühlsam zeichnet Ryklin das Porträt einer sensiblen, von Selbstzweifeln gepeinigten Frau, die als Lyrikerin, Künstlerin, Feministin auf der Suche war. Er gibt Einblicke in die unabhängige Künstlerszene der Perestroika und macht begreifbar, wie ein Epochenbruch sich im persönlichen Leben auswirken kann: als Euphorie einer nie gekannten Freiheit und − ihre andere, dunkle Seite − als Zustand der Einsamkeit und Entwurzelung. Mit großer Offenheit erzählt er die Geschichte einer Ehe: auch ein persönlicher Überlebensbericht.

      Buch über Anna
    • Kommunismus als Religion

      Die Intellektuellen und die Oktoberrevolution

      Die Bolschewiki inspirierte der Glaube – eine Art weltliche Religion – an die Möglichkeit einer radikalen Umgestaltung der rückständigen bäuerlichen Gesellschaft. Von Anfang an erklärten sie der Orthodoxie den unversöhnlichen Krieg, installierten ein System von kommunistischen Riten und betrieben eine effektive Propaganda der Errungenschaften des neuen Regimes. Zentrum des sowjetischen Kultus wurde das Leninmausoleum: dort liegt bis zum heutigen Tag der einbalsamierte Leichnam des toten Parteiführers. In den dreißiger Jahren kommt es zu seiner Vergöttlichung, wird im Recht die „Schuldvermutung“ eingeführt, in der Kunst ein einheitlicher Stil (der Sozialistische Realismus) verordnet und der Sowjetpatriotismus eingepflanzt. Keine weltliche Religion des 20. Jahrhunderts kann sich in ihrer Anziehungskraft für die Intellektuellen mit der kommunistischen (Raymond Aron nannte sie das „Opium für die Intellektuellen“) vergleichen. Die Gründe dieser Verzauberung zu klären ist die wichtigste Aufgabe des Buches. Was am ursprünglichen revolutionären Glauben und seiner Kultur erschien Walter Benjamin, André Gide, Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht und vielen anderen als ungewöhnlich wertvoll und sogar einzigartig? Mikhail Ryklin zeichnet die Konturen des kommnistischens Glaubens, die Funktionsweise des Kommunismus als Religion nach.

      Kommunismus als Religion
    • Nach 1990 war Michail Ryklin maßgeblich an der Verbreitung westeuropäischer Gegenwartsphilosophie in Russland beteiligt. In den hier versammelten Gesprächen mit deren wesentlichen Exponenten ergibt sich eine perspektivische Brechung, eine facettenreiche Einführung in den je »anderen« Blickwinkel, die dem kundigen wie dem unkundigen Leser ebenso zugute kommt wie dem jeweiligen Gesprächspartner. Ob es nun darum geht, (eine) Philosophie von außerhalb her zu verstehen, oder immer wieder um die sowjetische Erfahrung intellektuellen Lebens. Es ist der ureigene Modus philosophischer Lektüre, das hartnäckige Fragen, das sich im Gespräch produktiv nach außen kehrt und verhindert, dass das Sprechen monologisch wird: den Nullpunkt der Diskussion, von dem aus endgültige Deutungen möglich wären, gibt es nicht. Gespräche mit Jacques Derrida, Félix Guattari, Jean Baudrillard, Philippe Lacoue-Labarthe, Jean-Luc Nancy, Paul Virilio, Richard Rorty, Slavoj Zizek, Susan Buck-Morss und Boris Groys.

      Dekonstruktion und Destruktion
    • Verschwiegene Grenze

      Briefe aus Moskau 1995-2003

      Seit Mitte der 1990er Jahre verfasst der russische Philosoph Michail Ryklin regelmäßig Briefe für die Rubrik „Korrespondenzen aus Moskau“ in der Zeitschrift LETTRE International. Diese Briefe sind nun erstmals ungekürzt in einem Buch versammelt, das es dem Leser ermöglicht, ein Jahrzehnt der unmittelbaren Vergangenheit aus der skeptisch-kritischen Perspektive des Philosophen zu betrachten. Der Band wird durch ein Vorwort des Autors und ein Nachwort des Übersetzers Dirk Uffelmann ergänzt, das Ryklins „Philosophie als Publizistik“ beleuchtet. Ryklins Reflexionen haben stets Moskau als Ausgangspunkt, die Stadt im äußersten Osten Europas, wo die Briefe verfasst wurden und die Erlebnisse, Beobachtungen und Kontextualisierungen miteinander verwoben sind. Hier werden „verschwiegene Grenzen“ sichtbar, entlang derer sich die Wahrnehmung von Fremdheit und Andersartigkeit verschiebt. Oft sind es alltägliche Ereignisse, wie der Sturz eines Mannes auf dem Trottoir, die Ryklin zu einer tiefgründigen Analyse größerer gesellschaftlicher Symptome anregen. In einem Jahrzehnt, geprägt von Wirtschaftskrisen, Terrorismus, Repression und politischen Wendungen, zeichnet Ryklin ein Bild Russlands als „Laboratorium“ für weltweite Entwicklungen.

      Verschwiegene Grenze