Wenn der Kapitän als Erster von Bord geht
Wie Postheroismus unsere Gesellschaft schwächt
Klassisches Heldentum steht im Widerspruch zur Gleichheitsideologie, die in der modernen Gesellschaft vorherrscht. Der klassische Held, der bereit ist, für andere oder eine Idee sein Leben zu riskieren, wird als verdächtig angesehen. In der heutigen Zeit ist Platz für solche Figuren nicht mehr gegeben, da die Gleichheitsideologie besagt, dass niemand positiv diskriminiert werden soll. Feinde existieren nicht mehr, alles kann durch Dialog und Diplomatie gelöst werden. In den Überflussgesellschaften des Spätkapitalismus sind eher Antihelden präsent, wie Francesco Schettino, der Kapitän der Costa Concordia, der zuerst das sinkende Schiff verließ und sich später als Opfer stilisierte. Diese Taktik, Verantwortung abzulehnen, ist typisch für Antihelden. Das Erwachsenwerden wird als Belastung empfunden, weshalb viele die lebenslange Adoleszenz und das Antiheroische bevorzugen; das Opfersein wird sogar zelebriert, da es als harmlos gilt. Helden hingegen könnten Widerstand leisten und damit als gefährlich gelten. Burkhard Voß zeigt auf, wie der Postheroismus die Gesellschaft schwächt, indem das Leistungsprinzip, für das Helden stehen, erodiert. Gibt es noch Hoffnung für neue Helden?


