Streit um den Koran
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Anders als die neoliberalen Glaubenssätze behaupten, hat uns der zunehmend schrankenlose globale Markt nicht allgemeinen Wohlstand beschert, sondern eine tiefe Kluft zwischen Nord und Süd wie Ost und West, weltweite Armut und fortschreitende Ungleichheit. Nicht Wachstum, sondern die Furcht vor globaler Stagnation prägt die Weltwirtschaft. Auch in den Industrieländern zählen immer mehr Menschen zu den Globalisierungsverlierern. Soziale Standards und das demokratische Prinzip selbst stehen auch hier zur Disposition. Doch hat sich zugleich auch ein globales Netzwerk des Widerstands entwickelt. Eine globale Allianz der Opfer zeichnet sich ab. Alternativen zum Marktfundamentalismus sind nicht nur möglich, sie sind notwendig, wenn eine globale Wirtschaftskatastrophe abgewendet, der weltweite Prozeß der Entpolitisierung gestoppt und eine Unterwerfung unter neue totalitäre Herrschaftsformen verhindert werden soll.
Wer nach den Gründen dafür sucht, warum die islamistisch geprägten Ideologien zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Faktor in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens geworden sind, darf sich nicht mit einer einfachen Antwort zufriedengeben. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit den politischen Erscheinungsformen des Islam erfordert genauso die Rezeption der kontroversen Diskussionen innerhalb islamischer Gesellschaften wie die kritsche Reflexion der historischen und aktuellen Beziehungen zwischen der westlichen und der islamischen Welt. Die Gespräche über den Islam sollen Ansatzpunkte geben, diese kritische Reflexion zu ermöglichen. Sie ist unerläßliche Voraussetzung einer notwendigen, gleichberechtigten Verständigung.