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Uwe Israel

    Johannes Geiler von Kaysersberg (1445 - 1510)
    Protestanten zwischen Venedig und Rom in der Frühen Neuzeit
    • Nur bei oberflächlicher Betrachtung erscheint das frühneuzeitliche Italien als ein durch und durch katholisches Land, lebten doch seit der Reformation auch Protestanten dort. Zu ihrer damaligen Situation existiert keine Gesamtdarstellung. Der vorliegende Band lädt nun mit Sondierungen zu einer vertieften interdisziplinären Diskussion über die Präsenz von Protestanten auf der Apenninenhalbinsel ein, die Teil eines religiösen und intellektuellen Formierungsprozesses sind, der seit dem 16. Jahrhundert hier ganz anders verlief als in Deutschland. Dazu bieten sich der Stadtstaat Venedig und die Stadt Rom besonders an: wegen ihrer grundsätzlichen Bedeutung für Italien und die christliche Welt, wegen ihrer traditionell vielfältigen Verbindungen ins nordalpine Reich und wegen der zahlreichen Fremden aus dem Norden dort. Über Venedig und Rom hinaus werden auch andere Städte in den Blick genommen, nicht zuletzt Universitäts- und Hafenstädte.

      Protestanten zwischen Venedig und Rom in der Frühen Neuzeit
    • Die jüngste Biographie Johannes Geilers ist über ein Jahrhundert alt; eine deutschsprachige über diese herausragende Persönlichkeit des 15. Jahrhunderts existiert nicht. Uwe Israel unternimmt in seiner Dissertation den Versuch, sich dem von König Maximilian I. zum Hofkaplan ernannten Prediger auf mehreren Wegen zu nähern. Geiler galt lange als ›Reformator vor der Reformation‹. Israel untersucht diese anachronistische Einschätzung und bewertet sie historisch. Der Bildungsweg, Lebensverhältnisse und Freundschaften zu Humanisten wie Jakob Wimpfeling und Sebastian Brant werden beleuchtet. Neue Facetten Geilers kommen zur Geltung, etwa die Münsterkanzel, Bildnisse und die ihm zuteil gewordene Memoria. Auch die von einflussreichen Bürgern für ihn errichtete Prädikatur, die es ihm ermöglichte, sich um benachteiligte Sozialgruppen zu kümmern und Konflikte zwischen Klerus und Rat zu vermitteln, erhält Aufmerksamkeit. Zudem analysiert der Autor eine wenig beachtete Rechtsreformschrift, die Einblicke in verschiedene soziale Bereiche einer mittelalterlichen Stadt gewährt. Das Zusammenspiel zwischen populärem Prediger und einem Regiment, das seine Politik gegen Geilers neue Öffentlichkeit durchsetzen musste, wird deutlich. Ein ausführlicher Anhang mit wichtigen, meist unedierten Quellen und instruktiven Verzeichnissen rundet das Werk ab.

      Johannes Geiler von Kaysersberg (1445 - 1510)