Berlin und London – große Städte. Aber wie erlebt und begreift man sie? Da sind die Wahrzeichen, die markanten Orte, Straßen und Plätze. Aber Menschen, die in den Städten leben, haben andere Koordinaten – ihre Wohnung, ihr Quartier, ihre wiederkehrenden Wege zur Arbeit, in den Park, ins Restaurant oder ins Theater. Silke Helmerdig liebt es, in großen Städten zu leben und sie hat in Berlin und London ihre Alltagswege fotografiert. Die Eindrücke und Impulse wechseln im Stakkato. Häuser, Menschen, Straßenszenen, Details – flüchtig, wie die vielen Augenblicke, die eine große Stadt ihren Bewohnern täglich bietet oder zumutet. Das allein ist schon spannend. Noch spannender wird der Parcours durch die Städte, weil Silke Helmerdig ihre Bilder nach Ordnungssystemen sortiert hat, die im Großstadtdschungel Halt und Orientierung geben können und sollen, es aber nur manchmal tun. Berlin ist durchnummeriert von 1 – 100, London kommt als Alphabet von A – Z. Die Zahlen und Buchstaben sind mal prominent ins Bild gesetzt, mal kaum auffindbar. Bei manchen erschließt sich der Sinn sofort, viele bleiben rätselhaft. Genau deswegen macht dieses Buch so viel Spaß. Es sensibilisiert für das Erleben von Stadt, zeigt, dass es unmöglich ist, alles aufzunehmen und zu verstehen und hilft, das großzügig zu akzeptieren und trotzdem neugierig zu bleiben. Und ganz nebenbei funktionierts noch super als Kinderbuch.
Silke Helmerdig Books





According to Walter Benjamin, the past that is not recognized by the present threatens to disappear irretrievably. As a consequence, photographs cannot save the moment from oblivion by pure depiction alone, but only by keeping the depicted moment actual at every present moment. Instead of counting on the documentary quality of photography that speaks in the past tense of „what has been“, Silke Helmerdig suggests a different approach to photography: an extension of a future subjunctive (photographic) tense speaking of „what could be, if“, allowing one to think possible futures instead of harking back to the past.
Gehwege und Fahrbahnen sind mit allerlei Zeichen übersät, oft zur Verkehrsregelung oder zur Kennzeichnung von Tiefbau-Arbeiten. Im Konglomerat der Striche, Flächen und Chiffren findet Silke Helmerdig durch konzentrierte Ausschnitte, die alles Anekdotische vermeiden, Schwünge und Krakel, wie sie nur als unmittelbare künstlerische Äusserung denkbar sind. Klee, Twombly und Tapies grüssen von Ferne, aber diese Linien bewahren ihre Anonymität und werden durch die Imagination der Betrachter zu Bildern. Unterm Pflaster mag der Strand liegen, aber darauf sind Zeichen, die auf unbenannte poetische Welten weisen.
Das Buch beschreibt die technischen Grundlagen der fotografischen Aufzeichnung im analogen wie im digitalen Bereich, um dann die ästhetische Dimension des Fotografierens und den zur Zeit sichtbaren Umbruch in der Bildherstellung zu beleuchten. Die Unterschiede beider Medien werden schon bei den kleinsten Bildelementen, „Korn“ und „Pixel“ sichtbbar. Diese und viele weitere Differenzen legen es nahe, nicht länger digital zu fotografieren und so zu tun, als seien die Bilder weiterhin analoger Natur. Die Autoren helfen dabei, das enorme technische Potenzial der digitalen Fotografie für eine individuelle Bildgestaltung zu nutzen. Ein achtzigseitiger Bildteil mit digital konzipierten Künstlerarbeiten zeigt das breite Spektrum der Möglichkeiten. Das Buch plädiert aber auch für ein produktives Nebeneinander der alten und der neuen Bildaufzeichnung.