Matthias Naumann Books






[Text is in German] Die vierte Ausgabe von Nebulosa fragt danach, welche Qualitaeten und Quantitaeten das Massnehmen in der Gegenwart erreicht hat, wie und welche Sichtbarkeiten durch Anwendung welcher Verfahren und Strategien zu welchem Zweck erzeugt werden, also wie Masse des Sichtbaren gegeben werden, und wer sie gibt. Gleichzeitig stellt sich das Heft die Aufgabe, auch auf die Geschichte sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Diskurse des Massnehmens und Massgebens zu rekurrieren und danach zu fragen, welche Rolle beispielsweise Umfragen, Statistiken und sonstige Analysetechniken in den Konstitutionsprozessen des Sozialen spielen. Ferner sind u.a. Phaenomene des sich selbst sichtbar Machens und die damit verbundene Unterwerfung des eigenen Koerpers unter vermeintlich objektive Be- und Auswertungsverfahren Gegenstand der Ausgabe. Im Forum wird der Themenschwerpunkt der vorangegangenen Ausgabe - Gespenster - zur Diskussion gestellt. Mit Beitraegen von Fanti Baum, Julian Blunk, Peter J. Braeunlein, Hannelore Bublitz, Frank Engster, Mirus Fitzner, Bojana Kunst, Gerald Siegmund, Christian Sternad, Malgorzata Sugiera und Joerg Thums.
Der Band untersucht die Zunahme des Antisemitismus nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023, insbesondere in progressiven Kunst- und Kulturszenen sowie an Universitäten. Er beleuchtet die Reaktionen und Äußerungen in verschiedenen Kunstbereichen und diskutiert Ursachen, Gegenpositionen und mögliche Konsequenzen. Renommierte Wissenschaftler*innen und Journalist*innen analysieren spezifische Kunstfelder.
Engagiertes politisches Handeln stellt Akteur*innen vor die Herausforderung der Organisierung: Welche Formen ermöglichen welches Handeln? Wie kann man Herrschaftsstrukturen herausfordern und Spaltungen entgegenwirken? Das Verhältnis zwischen politischer Macht und Organisation ist dabei entscheidend. „Sich organisieren“ umfasst die Ambivalenz von Individuum und Kollektiv, die aus der Vielzahl eine Stimme formen kann. In Brechts Fatzer-Fragment warten vier Desertierte des Ersten Weltkriegs in Mülheim auf den Beginn politischer Aktivität und den Ausbruch der Revolution. Sie kämpfen mit Fragen von Zusammenhalt, Egoismus, Zugehörigkeit, Handlungsmacht, Hierarchie und Anarchie. Der vorliegende Band untersucht aktuelle Formen der Organisierung in sozialen Kämpfen, die Selbstorganisierung von Geflüchteten und Unterstützer*innen, sowie Strategien gegen die ‚Neue Rechte‘ in Kunst- und Theaterräumen. Zudem werden die politische Organisierung Fatzers und seiner Mitdeserteure betrachtet. Ergänzt werden diese Themen durch Überlegungen zur internationalen Arbeiterbewegung, dem Demokratischen Konföderalismus in Rojava, marxistisch-feministischen Positionen in der Sexismus-Debatte und der Praxis des Ensemble-Netzwerks. Der sechste Band der Mülheimer Fatzerbücher dokumentiert das Symposium und die Wechselwirkungen zwischen Politischem und Ästhetischem, einschließlich der Aufführungen während der Fatzer Tage.
Not, Lehre, Wirklichkeit
- 182 pages
- 7 hours of reading
Im Kommentarteil von Bertolt Brechts Fatzer wird angedeutet, dass Fatzers Gang durch Mülheim Wirklichkeit wird, sobald er von genügend aufgeklärten Menschen als wahrhaftig erkannt wird. Das Fragment thematisiert die Taten, die hätten geschehen können, und verwischt die Grenzen zwischen Theater und sozialen Verhältnissen sowie zwischen Fiktion und Realität. Es stellt die Frage nach dem Verhältnis von Theater und Wirklichkeit, die bei Brecht und möglicherweise auch im zeitgenössischen politischen Theater eine lehrreiche Dimension hat: Wie spricht Theater von der Realität, und welchen Raum des Lernens eröffnet es, um Haltungen und Handlungen zu beeinflussen? Brecht betont, dass „unsere Handlungen von der Not“ kommen. Daher ist es wichtig zu fragen, wie Theater und Kunst von der Not erzählen, wenn sie Wirklichkeit darstellen oder schaffen. Die Fünften Mülheimer Fatzer Tage haben sich mit diesen Fragen beschäftigt, um über die Möglichkeiten zu reflektieren, von Wirklichkeiten zu sprechen und sie zu erzeugen, sowie über das Lehrstück als relevantes Modell für das gegenwärtige Theater und die sozialen Verhältnisse. Der fünfte Band der Mülheimer Fatzerbücher dokumentiert das Symposium und die während der Fatzer Tage gezeigten Aufführungen, darunter die japanische Erstaufführung von Fatzer und die Performance-Konzert F++++R LIVE.
Krieg
- 212 pages
- 8 hours of reading
Es ist Krieg, vor hundert Jahren und heute. Während Soldaten im Ersten Weltkrieg versuchten, aus ihren Schützengräben zu entkommen, erfasst der Krieg heute, wie in Syrien, ganze Länder und zwingt große Teile der Zivilbevölkerung zur Flucht. Kriege sind Bewegungen hin zu und fort vom Ort des Gefechts, des Tötens und der Zerstörung. Das Theater bietet einen Ort der Reflexion über unser Verhältnis zum Krieg. Wir sind durch Erinnerung mit historischen Kriegen verbunden und wirtschaftlich sowie politisch mit gegenwärtigen Kriegen verknüpft – etwa durch Waffenexporte und die geopolitischen Interessen, die Flüchtlinge betreffen. In Brechts Fatzer-Fragment ist Krieg ein zentraler Bezugspunkt, der sowohl das Potenzial als auch die Gefahr der Zerstörung sozialen Zusammenhalts birgt, aber auch die Möglichkeit, neue soziale Verhältnisse zu schaffen. Heute ist Krieg oft Bürgerkrieg, jedoch ohne den Klassenkampf, den Fatzer anstrebt. Andere Krisenformen und Kämpfe um politische und ökonomische Hegemonie erfordern eine Neubewertung der Begriffe Freund und Feind. Auch die Frage, wie Krieg beendet werden kann, bleibt relevant. Der vierte Band der Mülheimer Fatzerbücher versammelt wissenschaftliche Beiträge des Symposiums der Vierten Fatzer Tage 2014 und dokumentiert die dort gezeigten Theaterarbeiten.
In Gemeinschaft und als Einzelne_r
- 200 pages
- 7 hours of reading
An einem Mittwoch haben Fatzer und seine Kameraden genug vom Krieg: Sie verlassen einen Panzer und warten in einem Versteck auf das Ende des Konflikts oder eine Revolution, ohne echte Lektionen gelernt zu haben. Die Herausforderung besteht darin, wie sie diese Zeit gemeinsam überstehen können, denn allein geht es nicht. Fatzer thematisiert die Dynamik von Gemeinschaften, deren Entstehung und Zerfall sowie das, was ihnen fehlt: das Individuum. Brechts Fragment hinterfragt die Notwendigkeit von Gemeinschaften, die durch Krieg, Revolutionäre, Deserteure und Hungernde geprägt sind, doch die Rechnung geht nie auf. Immer bleibt ein Rest, verkörpert durch Fatzer: den Egoisten, den Asozialen, den Verräter. Die Beiträge in diesem Band beleuchten das Spannungsfeld zwischen Gemeinschaften und den Individuen, die sie bilden. Gemeinschaften sind an Praktiken des Ein- und Ausschlusses gebunden, was Fragen von Gleichheit und Differenz aufwirft. Die Konstruktion von Gemeinschaft ist auch ein Machtspiel, das den sozialen Raum der zusammenlebenden Menschen gestaltet. Der dritte Band der Mühlheimer Fatzerbücher dokumentiert die Vorträge eines Symposiums und die während der Dritten Fatzer Tage gezeigten Aufführungen, einschließlich der Marburger Inszenierung von Stephan Suschke und weiteren Arbeiten aus einem Open Call.
Räume, Orte, Kollektive
- 220 pages
- 8 hours of reading
Im Nirgendwo beginnt die Desertion: Fatzer lehnt die Ordnung der Welt ab, und seine Kameraden folgen ihm zunächst. Brechts Fragment über den Egoisten Johann Fatzer beleuchtet das Verhältnis von (Un-)Ordnung und (Ent-)Ortung sowie deren Potenzial für kollektive Verhandlungen. Fatzers Rundgang durch Mülheim, der die Stadt vermisst, steht der Enge der Kellerwohnung gegenüber, wo Deserteure auf die Revolution warten und Konflikte ausfechten. Eine zentrale Notiz besagt: „Die Erkenntnis kann an einem anderen Ort gebraucht werden, als wo sie gefunden wurde.“ Diese Idee inspirierte das Symposion der Zweiten Fatzer Tage 2012, das die Verbindung von Räumen, Orten und Kollektiven erforschte. Die Fragen nach Raum und Ort sind eng mit dem Kollektiv verbunden, dessen Präsenz, Abwesenheit und Konstitution untersucht werden. Zudem wurde nach den Möglichkeitsräumen gefragt, die sich an der Schnittstelle von gegenwärtigen Aufführungsformen und Brechts radikalem Experiment auftun. Wo können die Widersprüche und Spannungen, die Brecht in Fatzer festhält, heute produktiv genutzt werden? Der zweite Band der Mülheimer Fatzerbücher dokumentiert das Symposion und die während des Festivals gezeigten Aufführungen, darunter „Kill Your Darlings! Streets of Berladelphia“ von René Pollesch und die norwegische Fatzer-Inszenierung von Tore Vagn Lid.
Sitzt das flache Land bald auf dem Trockenen? Der demografische Wandel stellt besonders ländlich-periphere Räume in Ostdeutschland vor große Herausforderungen. Zunehmend betroffen ist auch die öffentliche Daseinsvorsorge: Stark rückläufige Bevölkerungszahlen und -dichten gefährden die wirtschaftliche und technische Tragfähigkeit der Wasserver- und Abwasserentsorgung in diesen Regionen. Zudem befindet sich die Wasserwirtschaft, wie technische Infrastrukturen insgesamt, in einem komplexen Transformationsprozess, der jedoch regional sehr unterschiedlich verläuft. Vor diesem Hintergrund untersucht Matthias Naumann, wie sich Schrumpfungsprozesse auf die Ver- und Entsorgung in ländlich-peripheren Räumen auswirken. Welche Probleme ergeben sich aus Unterauslastungen und steigenden Gebühren für die allgemeine Entwicklung dieser Regionen? Der Autor geht diesen Fragen am Beispiel der Landkreise Uckermark (Brandenburg) und Uecker-Randow (Mecklenburg-Vorpommern) nach. Dabei wird deutlich, dass die Anlagen und Netze der Wasserwirtschaft aktiver Bestandteil einer kleinräumlichen Differenzierung infrastruktureller und regionaler Entwicklung sind, die neue räumliche Ungleichheiten hervorbringt.