Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlor das Osmanische Reich, einst einer der mächtigsten Staaten der Welt, zunehmend an innerer Kraft. Wichtige Regionen wie Ägypten erklärten ihre Unabhängigkeit, und in Südosteuropa wehrten sich zahlreiche Volks- und Sprachgruppen gegen die als bedrückend empfundene osmanische Herrschaft. Besonders der griechische Unabhängigkeitskampf fand großes Interesse, was zur Prägung des Begriffs „Kranken Mann am Bosporus“ führte. Die europäischen Nationalstaaten waren sich jedoch uneinig über den Umgang mit den Osmanen. England sah sich durch eine mögliche russische Expansion bedroht und setzte sich daher für den Erhalt des Reichs ein, das unter Sultan Abdulmecid I. Reformen erlebte. Britische Gesandtschaften reisten wiederholt nach Konstantinopel, um die politische Lage zu beurteilen, während Reisende in den Grenzregionen Informationen sammelten. 1830 unternahm der Schotte David Urquhart eine Reise von der Peloponnes über Mittelgriechenland und Thessaloniki bis nach Skutari im heutigen Albanien. Der Band dokumentiert Urquharts Erlebnisse vom Berg Olymp bis zur albanischen Adriaküste, eine Reise, die ihn durch die beeindruckenden und gefährlichen Täler des Balkangebirges führte und seine Bewunderung für die türkische Lebensweise widerspiegelt.
David Urquhart Books
A Scottish diplomat, writer, and politician, he served as a Member of Parliament from 1847 to 1852. His work spanned both public service and literary pursuits.


Reisen unter Osmanen und Griechen
Von Peloponnes zum Olymp in einer ereignisreichen Zeit um 1830
Am Vorabend der Staatsgründung des modernen Griechenlands unternahm Urquhart eine Reise von der Peloponnes über Makedonien nach Albanien. Offiziell als Privatmann unterwegs, berichtete er inoffiziell regelmäßig nach London über die politische Lage und sozialen Verhältnisse, da England an einer Schwächung des Osmanischen Staates und einem weiteren Vordringen Russlands im Orient nicht interessiert war. Insbesondere die russischen Aktivitäten in Nordgriechenland wurden mit Sorge beobachtet. Urquhart veröffentlichte 1838 sein Tagebuch aus dem Jahr 1830 unter dem Titel The Spirit of the East, wobei eine deutsche Übersetzung im selben Jahr erschien, was seine Bedeutung als Politiker und Literat unterstreicht. Sein Bericht zeigt eine Skepsis gegenüber dem neuen Griechentum, das seiner Meinung nach kaum noch mit dem antiken Griechenland verbunden ist. Er beschreibt schlechtes Benehmen, Betrügereien und Überfälle durch die „Klephthen“, während er den türkisch dominierten Norden als sicherer und die Menschen dort als gebildeter und angenehmer wahrnimmt. Die englische Originalausgabe erschien in zwei Bänden, wobei die ursprüngliche Aufteilung in der Neuausgabe beibehalten wird. Der erste Band behandelt das Gebiet von der Peloponnes bis zum Berg Olymp in Mittelgriechenland, das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs den größten Teil des neugriechischen Staates umfasste.