In Frankfurt am Main war Felix Mendelssohn Bartholdy glücklich wie kaum anderswo. Im Familienhaus seiner Frau Cécile Jeanrenaud am Mainufer – sein zweites Heim –, im Stadtwald und im Kurort Soden komponierte er viele seiner großen Werke. In dieser Ruhe fand er Anregungen für seine „Lieder ohne Worte“ und seine Oratorien. Auch der Cäcilienchor, den er zeitweise leitete, zog ihn an. In den 1830ern fand der bedeutendste Musiker seiner Zeit in der freien Reichsstadt eine Bürgergesellschaft, die politisch, wirtschaftlich und vor allem kulturell gleichsam aufblühte – und die ihn liebte und ehrte. Sein Wunsch, sich ganz nach Frankfurt zurückzuziehen, scheiterte an seinem frühen Tod.
Robert von Lucius Books






Drei baltische Wege
- 206 pages
- 8 hours of reading
Litauen, Lettland und Estland – die drei baltischen Völker an der nördlichen Ostsee leben nach einem halben Jahrhundert als Sowjetrepubliken wieder in drei unabhängigen Staaten. Nicht nur in den letzten 50 Jahren haben sie ihre Sprachen und Kulturen verteidigt. Die Geschichte des Baltikums ist seit Jahrhunderten die Geschichte des Widerstands gegen fremde Herren, gegen Deutsche, Schweden. Polen, Russen, Sowjets… Ihre Kultur, ihre Liebe zum Land am Meer hat sie stets geeint und der Wille, ein gleichberechtigter Teil Europas zu sein. Alle drei Staaten sind seit 2004 Mitglieder der EU und auch der NATO. Robert von Lucius war in den letzten Jahren vielfach im Baltikum unterwegs. Er erzählt vom Aufbruch nach der Unabhängigkeit, von seinen Begegnungen mit Künstlern und Politikern. In Reportagen und Gesprächen geht es weniger um die Tagespolitik oder wirtschaftliche Analysen: Licht fällt vor allem auf das Selbstverständnis der Litauer, Letten und Esten und erinnert wird an die Aufbruchsstimmung nach 1990. Der erfahrene Journalist Lucius betrachtet Spuren aus der Sowjetzeit, richtet seinen Blick auch auf neuerliche Verwerfungen, vor allem aber auf die vielen hoffnungsvollen Ansätze, auf die Chancen, die die neue Zeit den 'baltischen Tigern' bietet.
Bruno Cassirer (1872–1941) war der bedeutendste Verleger von Büchern über Kunst und Künstler im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Als Galerist war er gemeinsam mit seinem Vetter Paul Cassirer Wegbereiter des französischen Impressionismus in Deutschland und für viele Künstler von Rang, vor allem für Max Slevogt und Max Liebermann, die viele seiner Werke illustrierten. Seine Zeitschrift „Kunst und Künstler“ war über Jahrzehnte der wichtigste Kunstvermittler seiner Zeit. Kein anderer Verleger legte mehr Wert auf Buchgestaltung. Zwei seiner Lektoren – Christian Morgenstern und Max Tau, erster Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels – entdeckten mit Cassirer wichtige Autoren der deutschen Literatur. Cassirers dritte Leidenschaft war der Pferdesport. Er war Mentor der Trabrennen und Retter der Berliner Trabrennbahn Mariendorf. Nach seiner Flucht 1938 gründete er einen Verlag in Oxford. Die Cassirers zählen zu den wirkmächtigsten Familien der jüngeren deutschen Geistesgeschichte.
Zweiunddreißig Jahre beim gleichen Arbeitgeber, und das fast stets gerne: Hier geht es darum, wie ein Redakteur arbeitet, was einen Auslandskorrespondenten antreibt, wie der Inlandskorrespondent seine Themen wählt. Also um Beobachten, Zuhören, Schreiben. Um die große Linie und das Besondere, Einmalige. Ein Bericht über das Glück eines Journalisten, der nicht Missionar sein will. Und um die Zeit davor und danach.
Hellmuth Freiherr Lucius von Stoedten
Diplomat zwischen Kaiserreich und Weimar
- 169 pages
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Noch’n Bier?
Berliner Kneipen in Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg, Friedenau, Kreuzberg und Neukölln
Wer in alte Berliner Kneipen geht, sucht in vertrauter Umgebung Entspannung. Selten bleibt er dabei einsam. Überraschend ist, wie viele Stammgäste bisweilen fast täglich seit Jahrzehnten am gleichen Tresen lehnen. Wer Berlins Eigenheiten verstehen will, ist gut beraten, einige Abende an diesen Traditionsorten zu verbringen, zuzuhören und das Gespräch zu suchen. Gediegen-bürgerliches Ambiente mit einem Schuss »wild und unangepasst«: Die Bierkneipen im alten West-Berlin spiegeln ihre engere Umgebung wie auch deren Bild wider. In einige besonders typische führt dieser liebevoll fotografierte Kneipenbummel, mit Namen wie »Narkosestübchen«, »Madonna«, »Bei Schlawinchen«, »Stammtisch«, »Leuchtturm« und »Straßenbahn«.
Max Tau
Schildknappe der Literatur – Erster Friedenspreisträger
Max Tau (1897–1976) war einer der einflussreichsten Gestalten der deutschen wie auch der norwegischen Literaturvermittlung. Wegbereiter für viele, wie Nelly Sachs, Albert Schweitzer, Nikos Kazantzakis, Marie-Luise Kaschnitz, Wolfgang Koeppen – und der Versöhnung von Norwegen und Deutschland. Sein Netzwerk war immens: Thomas Mann, Martin Buber, Erich Kästner. Dass nordische und vor allem norwegische Literatur über Deutschland ihren Weg in die Weltliteratur fand, war dem jungen Lektor in Berlin beim Verlag Bruno Cassirer zu verdanken, seinem Gespür für Werte sowie seiner Beharrlichkeit. 1938 musste er nach Oslo fliehen und 1942 bis 1945 nach Stockholm, wo er einen Exilverlag gründete. Er wurde vielfach geehrt und erhielt als Erster den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
In Niedersachsen ragen nicht nur Autoindustrie, die Landwirtschaft und eine einmalige evangelische Klosterlandschaft heraus. Universalgenies wie Gottfried Wilhelm Leibniz und Wilhelm Busch fanden hier Heimat. Ihre Werke, so die erste Rechenmaschine sowie Zeichnungen und Gedichte um Max und Moritz oder mit dem Evangeliar Heinrichs des Löwen das teuerste Buch der Welt, sind dort aufbewahrt. Hannover, Braunschweig, Celle, Wolfenbüttel, Lüneburg sind das Stammland der ältesten Fürstenfamilie Europas, der Welfen. Anschaulich und kenntnisreich widerlegt Robert von Lucius, Korrespondent der F. A. Z., das verbreitete Klischee, Niedersachsen und vor allem Hannover seien dröge. Daniel Pilar trägt ebenso eindrückliche Fotos bei für ein Buch, das zeigt, wie viel Buntes, Unerwartetes und Schöpferisches dort zu finden ist.
Kaum eine andere Region Deutschlands bietet auf engem Raum so viel Geschichte, Kultur und Bauten von nationaler Bedeutung wie Sachsen-Anhalt. Doch das traditionsreiche „Bindestrichland“ kämpft mit Bevölkerungsschwund, Umweltproblemen und einem schwierigen Umgang mit der jüngeren Vergangenheit. Als Augen-Blicke auf Abläufe und Orte, die beispielhaft oder bemerkenswert sind, zeigt der F. A. Z.-Korrespondent Robert von Lucius die verdichtete und nicht nur kulturelle Vielfalt wie auch den „Stein-Reichtum“ Sachsen-Anhalts. So zum Beispiel den Aufbau eines Fabeldorfes inmitten der Heide, dicht am größten Truppenübungsplatz Europas, oder die Rettung eines verfallenden Kinos in der Provinz durch Jugendliche. Es geht um einen Ort der Besinnung für Verbindungsstudenten oder den Kampf für ein Denkmal für die Zarin Katharina die Große. Aus Mosaiksteinen setzt sich ein Bild zusammen, das beeindruckt und berührt. Lucius schärft den Blick des Lesers und weckt so Sympathie für einen Teil Deutschlands, der außerhalb seiner Landesgrenzen stärkere Zuwendung verdient, als er noch immer erhält. Bilder des Fotografen Matthias Behne – mit einem jungen und frischen Blick auf ein Land mit Geschichte – bereichern den Band.