Im 10. Jahrhundert verfasste ein anonymer Autor in Kaschmir ein philosophisches Lehrgedicht zur Selbsterlösung, das als Mokṣopāya bekannt ist. Die in Kaschmir überlieferte Sanskrit-Fassung dieses einzigartigen Werkes wird hier erstmals als historisch-kritische Textausgabe mit sechs Büchern und etwa 30.000 Strophen präsentiert. Teil V umfasst die ersten 119 Kapitel des umfangreichen sechsten Buches „(Über das) Nirvāṇa“ und bietet eine Zusammenfassung des Inhalts. Prinz Rāma, der exemplarisch den Weg zur Befreiung durchläuft, gilt als „vollständig erwacht“, nachdem er die Weltsicht und Erlösungslehre des Weisen Vasiṣṭha verinnerlicht hat. Philosophische Reflexionen werden durch 15 Erzählungen ergänzt, die komplexe Themen literarisch ausdeuten. Die Geschichte des Königs Śikhidhvaja thematisiert religiöse Weltflucht und individuelle Didaktik und hebt eine geistig hochbegabte Herrscherin hervor, die ihren Mann durch magische Verwirrspiele erzieht. Die Fabel vom Raben Bhusuṇḍa untersucht die Möglichkeit eines langen Lebens in weltlicher Aktivität, während ein fiktiver Bericht das Problem intersubjektiver Erfahrung behandelt, indem er einen buddhistischen Mönch in Meditation zeigt, der immer neue Verkörperungen durchläuft. Eine Adaption der Bhagavadgītā verknüpft Handlungsethik geschickt mit der kognitiven Selbstbefreiung des Mokṣopāya.
Susanne Krause Stinner Book order

- 2018