Der Geschichtswissenschaft, und nicht nur ihr, ist unmerklich der Begriff der Wahrheit abhanden gekommen, und mit ihm auch derjenige von Tatsache und Quelle. Über die Rankesche Absicht, lediglich zu sagen, wie es eigentlich gewesen, lächeln die Kenner. Wenn alles Text ist und alles Rhetorik, wenn man nicht mehr wissen will, was war, sondern nur noch, wie darüber geredet wurde, wenn vorgeblich die Beobachtung das Beobachtete schafft und alle Erinnerung irreparabel alles verfälscht, dann verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion, geht die Wirklichkeit verloren. Dabei ist wahr/nicht wahr der Code und das Gesetz aller Wissenschaft. Der Essay bezieht Stellung zu der Frage, ob der Historiker vergangene Wirklichkeiten erkennen kann, und lädt dazu ein, unbeeindruckt von zahllosen turns Wahrheit, Quelle, Tatsache weiterhin als Grundkategorien der Geschichtswissenschaft gelten zu lassen.
Werner Paravicini Books






Verlust und Dauer
Weshalb sie nicht mehr fuhren und was an die Stelle trat: Die Preußenreisen des europäischen Adels. Teil 4
Der vierte und letzte Teil der "Preußenreisen" beschreibt das Ende dieser Reisen und ihre Folgen. Der Deutsche Orden setzte seinen Kampf gegen Litauen fort, während die europäische Ritterschaft sich gegen die Osmanen wandte. Eine neue Legitimität für Preußen erlaubte dem Orden, sich während des Konzils von Konstanz zu behaupten. Ein Fazit und weitere Dokumente folgen.
Luxus und Integration
Materielle Hofkultur Westeuropas vom 12. bis zum 18. Jahrhundert
- 284 pages
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Höfisches Leben war bis tief ins 19. Jahrhundert die erstrebenswerteste Daseinsform nicht nur Europas und ist untrennbar mit dem Luxus als einer Kultur des Überflusses verbunden. Weshalb dies so war, hat Forscher aus Frankreich und England, Österreich, Deutschland und den Niederlanden auf einem Kolloquium in Cumberland Lodge beschäftigt. Die Ergebnisse werden hier veröffentlicht. Es stellt sich bei genauer Betrachtung heraus, dass chancenerhaltende Ehre ebenso wichtig ist wie kurzfristige Ökonomie. Macht kann durch unterscheidenden Luxus zwar befördert und am Leben erhalten, aber nicht eigentlich begründet werden. Die Konkurrenten versuchen sich solange in ihren Aufwendungen zu überbieten, bis einer von ihnen so mächtig geworden ist, dass er sich dem Spiel entziehen kann. Seinen Rang demonstriert er dann in anderen Formen.
Wie Könige, Fürsten, Herren im Mittelalter auf ihre standesgemäßen Aufgaben vorbereitet und mit einer entsprechenden Ausbildung versehen wurden, war Gegenstand des 7. Symposiums der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im September 2001. Zentrale Themen der Tagung waren die Untersuchung der Erziehung junger Adeliger bei Hofe und die Vermittlung des für die spätere öffentliche Rolle notwendigen Wissens im späten Mittelalter. Als Leitfragen dienten die Antonyme 'Sozialer Wandel oder soziale Reproduktion', 'Konkurrenz oder Symbiose des geistlichen und weltlichen Wissens' sowie 'Tradition oder Innovation' bei Hofe. Mit Blick auf diese drei Begriffspaare stellen dreizehn Autoren aus Frankreich, Deutschland, Tschechien und Österreich ihre Forschungsergebnisse zu Erziehung, Bildung und Wissen bei Hofe vor. Die Referate erfassen die Zeitspanne vom 12. bis zum beginnenden 18. Jahrhundert und behandeln die Höfe von Spanien bis Böhmen.
Zeremoniell und Raum
4. Symposium der Göttinger Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften, Potsdam, September 1994
Aus dem Inhalt: W. Paravicini: Zeremoniell und Raum; K.-H. Spieß: Rangdenken und Rangstreit im Mittelalter; P-J. Heinig: Verhaltensformen und zeremonielle Aspekte des deutschen Herrscherhofes am Ausgang des Mittelalters; M. Vale: Courtly ritual and ceremony: some pre-Burgundian evidence (England and the low Countries, 13th-14th centuriels); J. Paviot: Les marques de distance dans les „Honneurs de la Cour“ d´Aliénoir de Poitiers; T. Behrmann: Hansische Gesandte an Herrscherhöfen: Beobachtungen zum Zeremoniell; S. Kress: „Per honore della ciptà“ Zeremoniell im Florentiner Quattrocento am Beispiel des Besuchs Galeazzo Maria Sforzas im April 1459; M. A. Bojcov: Qualitäten des Raumes in zeremoniellen Situationen: Das heilige Römische Reich, 14.-15. Jahrhundert; G. Krescher: Die Perspektive des Potentaten. Differenzierung von „Privattrakt“ bzw. Appartement und Zeremonialräumen im spätmittelalterlichen Palastbau; M. Whiteley: Ceremony and Space in the châteaux of Charles V, King of France; C. de Mérindol: Le Céremonial et l´espace. L´exemple de l´hôtel Jaques-Coeur à Bourges; D. Kraak: Die Johanniterinsel Rhodos als Residenz. Heidenkampf in rittlerich-höfischem Ambiente; B. Schimmelpfennig: Der Palast als Stadtersatz. Funktionale und zeremonielle Bedeutung der Papstpaläste in Avignon und im Vatikan; A Sohn: Die „neue“ Vatikanresidenz und die „neue“ Stadt. Papst, Kurie, Topographie und Urbanismus im Rom der beginnenden Renaissance; M. Boone und T. de Hemptinne: Espace urbaine et ambitions prinières: les présences matérielle de l´autorité princière dans le Grand médiéval (12e siècle-1540); U. Schütte: Stadttor und Hausschwelle. Zur rituellen Bedeutung architektonischer Grenzen in der frühen Neuzeit; P. Moraw: Zusammenfassung.
Savoir-vivre et savoir-faire
Civilisation courtoise et civilisation technique dans les relations entre la France et l'Allemagne du Moyen Age aux Temps Modernes
Allocution de M. Jacques Aillagon, Directeur des Affaires culturelles de la Ville de Paris. Bibliothèque Historique de la Ville de Paris le 14 octobre 1994.
Seit den Untersuchungen zu den Preußenreisen des westeuropäischen Adels, einem zentralen Thema seiner Habilitationsschrift, beschäftigt sich Werner Paravicini intensiv mit dem adligen Reisen. Der vorliegende vierte Band präsentiert ausgewählte Aufsätze zu diesem Thema. Dabei werden nicht nur bereits veröffentlichte Texte erneut publiziert, sondern auch thematisch geordnet und in einer Einheit zusammengefasst. Der Band enthält ein chronologisches Verzeichnis der Reisedokumente, überarbeitete und übersetzte Texte (z. B. von Konrad von Scharnachtal) sowie in Anhängen edierte Texte (Konrad von Scharnachtal, Leo von Rozmitál). Umfangreiche Nachträge bieten den aktuellen Forschungsstand. Im Mittelpunkt der Arbeiten steht stets der Mensch, sei es der italienische Albizzi, der Kastilier Alfonso Mudarra, der Berner Konrad von Scharnachtal oder der schwäbische Ritter Georg von Ehingen, dessen Wappenscheibe den Titel des Bandes schmückt. Die Annäherungen an die Menschen erfolgen auf vielfältige Weise und beziehen sich nicht nur auf schriftliche Überlieferungen, sondern auch auf heraldische, bildliche oder materielle Spuren. Paravicinis Texte verbinden handwerkliches Können, hilfswissenschaftliche Fertigkeiten und mehrsprachige Kompetenz zu einer unverwechselbaren Darstellungsform, die bleibenden Erkenntnisgewinn mit eindrücklichem Lesevergnügen vereint.