Unterschiedlicher könnten Schwestern kaum sein. Während Iris als erfolgreiche Unternehmerin das Café ihrer Eltern weiterführt, reüssiert Gabriela als international anerkannte Bildhauerin. Die beiden Schwestern trennen Welten und ein schwerer Konflikt - und doch sind sie sich tief verbunden und teilen mehr miteinander, als Iris ahnt. Nach dem Unfalltod von Gabrielas kaum zwanzigjähriger Tochter entschließen sich Iris und Gabriela, die mehrfach verschobene Transatlantikfahrt von Hamburg nach New York endlich zu machen und damit Lea ein gegebenes Versprechen zumindest posthum zu erfüllen. Zu Lebzeiten sah Lea, die bei ihrer Tante aufwuchs, in der gemeinsamen Reise eine Chance zur Versöhnung. Doch zwischen Hamburg und New York liegt nicht nur ein Ozean, sondern auch der chronische Streit und ein über zwei Jahrzehnte gehütetes Geheimnis, das Gabriela dort aufdeckt, wo es für ihre Schwester kein Entkommen gibt. So wird Iris mit einer erschütternden Wahrheit konfrontiert und gezwungen, sich den blinden Flecken in ihrem Leben zu stellen. Für die Schwestern wird die Überfahrt nach New York buchstäblich zur Riese in die „Neue Welt“, und es stellt sich die Frage, ob am Ende die von Lea erhoffte Annäherung tatsächlich möglich wird. Die in diesem überraschenden Roman ausgebreiteten Leben sind alles andere als einfach, und sie werden - wie meist - von den Protagonistinnen erst im Nachhinein verstanden. Die von der Autorin spannungsreich gegeneinander geschnittenen Stimmen der beiden Schwestern, hier das Reiseprotokoll von Iris, dort Gabrielas Tagebuch, das nach und nach Licht ins Dunkel der vergangenen Jahre bringt, machen dies in kluger Weise deutlich. Ein überzeugendes Debüt, elegant und temporeich erzählt.
Martina Meienberg Books


Nation-Building in Afghanistan
Legitimitätsdefizite innerhalb des politischen Wiederaufbaus
- 332 pages
- 12 hours of reading
Im Dezember 2001 wurde auf dem deutschen Petersberg ein ehrgeiziges Ziel gefasst: Afghanistan sollte befriedet, neu aufgebaut und demokratisiert werden. Doch zwischen dem Sturz der Taliban Ende 2001 und dem angekündigten Strategiewechsel des amerikanischen Präsidenten Obama im Dezember 2009 liegen rund acht erfolglose Jahre Krieg und Wiederaufbau am Hindukusch. Martina Meienberg analysiert, warum der politische Wiederaufbau in Afghanistan bisher in vielen Bereichen gescheitert ist. Die Untersuchung des Fallbeispiels zeigt, wie sich die Interventionen auf das Verhalten verschiedener Akteure, u. a. der Regierung Karzai, der Taliban und der Bundeswehrmitglieder, ausgewirkt haben.