Jüngste Geschichte und soziale Realität als bröckelnde Kulisse unserer Erinnerung Der menschenleere Raum ist, was die Fotografin Anna Lehmanns-Braun (geb. 1968 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin) interessiert – menschenleer, aber prall gefüllt mit Bildern des kollektiven und persönlichen Erinnerns. Nur scheinbar kühl und distanziert, verschafft sie ihren Motiven, die sie aus- schließlich analog und in vorgefundener Lichtsituation fertigt, eine Aura von Rätselhaftigkeit und Vereinsamung, manche Situation mutet geradezu surreal an. Zufällig stieß sie auf einer Polenreise auf eine auf den ersten Blick aufge- gebene Produktionsstätte für Kirmesgeräte und Figuren für Vergnügungsparks. Noch heute wird hier produziert, ein großer Teil des Bestandes allerdings rottet vor sich hin. Unter einer hochgiftigen Schicht Fiberglasstaub gesellen sich „Dick und Doof“ zu Schwein, Engel und wilden Tieren – sie alle bilden die brö- ckelnde Kulisse für ein spezielles Kapitel der jüngeren und jüngsten Geschichte Osteuropas. Mit Texten von Sabine Ziegenrücker und Matthias Harder.
Anna Lehmann Brauns Books


… von außen
Der Blick von außen
Das Kunst- und Buchprojekt ... von außen präsentiert die Ergebnisse von Anna Lehmann-Brauns' Erkundungen in der Darmstädter Innenstadt. Initiiert von der Arbeitsgruppe Kulturelle Mitte Darmstadt, die sich seit 20 Jahren für die Wiederherstellung urbaner Strukturen einsetzt, dokumentiert die elfte Stadtfotografin Darmstadts ihre Eindrücke über ein Jahr hinweg. Regelmäßig reist sie von Berlin nach Darmstadt und nähert sich dem Stadtbild zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten. Ihre mit einer Mittelformatkamera aufgenommenen Fotos zeigen sowohl bekannte Sehenswürdigkeiten wie die Kunsthalle und das Theater Moller Haus als auch weniger beachtete Orte wie eine graffitiüberzogene Unterführung oder einen verlassenen Innenhof. Frühere Arbeiten von Lehmann-Brauns konzentrierten sich auf menschenleere Innenräume, die Assoziationen über das Leben dort weckten. Diese Herangehensweise überträgt sie auf den Außenraum Darmstadts, wobei sie das natürliche Licht nutzt, um die Architektur monumental in Szene zu setzen. Ihre Fotografien, die ohne Menschen auskommen, eröffnen einen neuen Blick auf die Ästhetik der Stadt, die oft nur funktional wahrgenommen wird. Sie interessiert sich für unbemerkte Details, das Spiel von Licht und Schatten sowie die Ästhetik des Zerfalls. Die Impressionen zeigen, dass Urbanität dort entsteht, wo Menschen Orte entdecken und sich aneignen. Ein einleitender Text von Jula-Kim Sieber bietet einen klaren Überblick ü