Wie malt man einen Menschen, der ein Mythos ist? Der junge Maler Ronald Paris will ausgerechnet den exzentrischen Sänger und Schauspieler Ernst Busch auf noch nie gesehene Art porträtieren. Das Gemälde soll 1972 die Kunstausstellung der DDR in Dresden zieren, doch das Vorhaben droht zum Desaster zu werden. Busch war Werftarbeiter in der Kaiserzeit, Film und Schallplattenstar in der Weimarer Republik, antifaschistischer Sänger im Exil, Gefangener des Naziregimes, widerborstiger Staatskünstler und Vorzeigeprolet in der DDR. So einer kann nicht stillsitzen. Ronald Paris kämpft mit der schier unglaublichen Lebensgeschichte seines Modells. Als das Bild endlich fertig ist, kommt es zum Eklat … 50 Jahre später spüren der Ernst-Busch-Biograf Jochen Voit und die Zeichnerin Sophia Hirsch dem mehrjährigen Schaffensprozess des Malers nach − und dem skandalumwitterten Gemälde, das bis heute als verschollen gilt. Eine sozialistische Tragödie, ein grafisches Epos über die Widersprüche und verlorenen Träume der Linken im 20. Jahrhundert.
Jochen Voit Books


Eine Ikone zwischen Pop und Propaganda Ernst Busch (1900–1980) war einer der schillerndsten Bühnenstars, die Deutschland im 20. Jahrhundert zu bieten hatte. Einer, dem der Ruch der Revolte anhaftete. Eine Ikone der Linken. Berühmt wurde er 1930 als Moritatensänger in der Verfilmung der „Dreigroschenoper“, legendär als singender Truppenbetreuer im Spanischen Bürgerkrieg und berüchtigt durch die Hymne „Die Partei hat immer recht“. Propaganda-Parolen und Shakespeare, Kästner-Gedichte und Chansons von Tucholsky/Eisler – was er sang, sprach und spielte, geriet stets zur Gratwanderung zwischen Kunst und Politik, zwischen Ideologie und Entertainment. Sein Publikum berauschte sich am Klang seiner metallenen Stimme, schmückte ihn mit Beinamen wie „Barrikaden-Caruso“, „Rote Nachtigall“ und „singendes Herz der Arbeiterklasse“. Ernst Busch war Werftarbeiter in der Kaiserzeit in Kiel, Theaterschauspieler bei Piscator in Berlin, Kabarett-, Kino- und Schallplattenstar der späten Weimarer Republik, Rhapsode des antifaschistischen Widerstands im Exil, Gefangener des Naziregimes, Gründer der ersten und einzigen Schallplattenfirma der DDR, international gefeierter Brecht-Schauspieler, Kapitalist, Stalinist und Querulant im SED-Staat, populärster deutscher Künstler in der Sowjetunion, Kultfigur der westdeutschen 68er. Die Liste seiner Fans reicht von Heinrich Mann über Pete Seeger bis zu den Punks der Hamburger Hausbesetzerszene. Jochen Voit erschließt in seiner grandios erzählten Biographie eine Jahrhundertgestalt und ihre Epoche.