Holocaust Education in der heterogenen Gesellschaft
Eine Studie zum Einsatz videographierter Zeugnisse von Überlebenden der nationalsozialistischen Genozide im Unterricht
Ein tiefgehender Wandel steht bevor im erinnerungskulturellen Umgang mit dem Holocaust, da die letzten Überlebenden in den kommenden Jahren sterben werden und die Erinnerung vom kommunikativen ins kulturelle Gedächtnis übergeht. Die Gesellschaft wird zunehmend heterogener, und die Schüler_innen gehören zur Generation der digital natives. Online-Archive mit videografierten Interviews bieten eine vielversprechende Perspektive für den Unterricht. Der Einsatz dieser Zeitzeug_inneninterviews bringt jedoch vielfältige didaktische Herausforderungen mit sich. Die vorliegende Studie ist die erste in der historisch-politischen Bildung, die empirisch fundierte Antworten auf zentrale Fragen liefert: Ist die theoretisch postulierte 'Begegnung' mit den Überlebenden auf dem Bildschirm tatsächlich erlebbar? Lassen sich die in der Theorie beschriebenen 'Immersionseffekte' der Interviews für die Unterrichtspraxis nutzen? Welche individuellen Sinnbildungen entwickeln Lernende in der Auseinandersetzung mit lebensgeschichtlichen Narrativen? Wo verlaufen die Grenzen des Mediums, insbesondere für leistungsschwächere Schüler_innen an Sekundarschulen? Wie sollte der Unterricht in Zukunft gestaltet werden, um eine inklusivere Holocaust Education ohne (rassistische) Ausgrenzungen zu ermöglichen?

