In einer bewegenden Liebesgeschichte, die auf einer berberischen Erzählung beruht, kämpft die Autorin vehement für die Selbstbestimmung der Frau und für das Recht, sich ihren Lebenspartner selbst wählen zu dürfen. Damit stellt sie sich gegen die früher gängige Tradition, nach der die Familie den Partner für die Frau auswählte, ohne auf deren Gefühle zu achten.
Fatima Belhadj Books



Leben in der Banlieue
Stadtbiografien
Fatima Belhadj beschreibt das Leben von zwölf Einwohnern einer typischen Banlieue. Im Allgemeinen besteht dieses kleine Universum aus einer mehr oder weniger heterogenen Population. Aber die Hintergründe differieren ebenso wie die je eigene Art, sich den Herausforderungen des täglichen Lebens zu stellen.
Die Erzählung stellt eine interessante Auseinandersetzung der Generationen dar. War es bislang eine verbreitete Sitte, dass eine Familie ihre Töchter mehr oder weniger bereits im Kindesalter verheiratet oder zumindest einen Mann bestimmt haben, so nimmt die Autorin heftig dagegen Stellung. Nur die gegenseitige Liebe darf entscheiden. Sie nimmt dafür ein altes Märchen der Berber zur Hand, das sich im übrigen bereits bei dem algerischen Römer Apuleius - der wiederum Ovid auswertet - befindet, ein interessantes interkulturelles Vorgehen, mit dem es der Autorin gelingt Leuten, die sich auf die „Tradition“ berufen, den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie die wirkliche und ältere Tradition zeigt, die im Übrigen mit der Moderne identisch ist. Eine spannende und emotionsgeladene Erzählung, ein wichtiger Baustein in der interkulturellen Auseinandersetzung. Dieser Kurzroman ist sprachlich nicht schwer, dazu bildhaft und handlungsbetont. Er kann deshalb bereit auf der späten Mittelstufe gelesen werden.