Wilhelm Nienstädt (1784 – 1862), ein Pastorensohn aus Braunschweig, studierte Theologie in Helmstedt und Göttingen. Nach seiner Tätigkeit als Privatlehrer für adlige Familien in Mecklenburg und Brandenburg wurde er 1815 Erzieher des Prinzen Albrecht von Preußen am Berliner Hof. 1819 veröffentlichte er eine kulturgeschichtliche Abhandlung, die Entfremdungserscheinungen in Politik, Religion und Wirtschaft analysiert und eine an Fichte orientierte Geschichtsphilosophie entwirft. 1820 folgte ein Lyrikband mit 119 Gedichten, Balladen und einem Versepos. 1826, nach seiner Entlassung aus dem königlichen Dienst, erschienen seine historischen Dramen, darunter der siebenbändige Hohenstaufen-Zyklus und "Karl der Fünfte". Nienstädt untersucht den Begriff des 'historischen Dramas' und skizziert die Entwicklung des modernen historischen Denkens, insbesondere im Kontext des deutschen Idealismus und Historismus. Er nutzt den New Historicism von Stephen Greenblatt, um zu zeigen, dass jede Auseinandersetzung mit historischen Themen die Gegenwart reflektiert und die Geschichte umdeutet. Krohn stellt Nienstädts Werk im Kontext seiner Zeit dar und verweist auf andere Bearbeiter mittelalterlicher Themen, während er Nienstädts Hauptquelle, Friedrich von Raumers Geschichte der Hohenstaufen, berücksichtigt. Nienstädt zeigt ein ausgeprägtes Problembewusstsein für die Defizite autoritärer Herrschaft und patriarchaler Strukturen, was für den Historismus
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