Angeborene Augenerkrankungen, insbesondere die degenerativen Netzhautdystrophien, führen in der frühen Kindheit zu Sehbehinderung und Blindheit. Die Gentherapie mit adeno-assoziierten viralen Vektoren zeigten für die Behandlung bestimmter RPE65-bedingter Augenerkrankungen bei Mäusen und anderen Tiermodellen vielversprechende Ergebnisse. Luxturna ist die erste adeno-assoziierte virale Gentherapie, die 2017 zur Behandlung von Patienten mit RPE65-Mutation zugelassen wurde. Adeno-assoziierte virale Vektoren weisen eine optimale Genexpression mit geringerer Toxizität auf. Die lentiviralen Vektoren andererseits sind eine alternative Methode für die Gentherapie, da sie eine höhere Genexpression und Transduktionsfähigkeit besitzen. Im Rahmen dieser Arbeit, welche Teil der Matet et al. 2017 Studie ist, wurden die Toleranz und die Effizienz eines lentiviralen Vektors an fünf Primaten geprüft. Die Studie wurde mit subretinalen Injektionen von LV-RPE65 in niedrigen und hohen Dosen sowie Vehikel-Injektionen durchgeführt. Mehrfache OCT Schnittbilder und Fundusaufnahmen wurden zu den verschiedenen Zeitpunkten erstellt, um die morphologischen Veränderungen der Netzhäute beurteilen zu können. Zusätzlich wurde die Dicke der Netzhautschichten mit der DiOCTA-Software in zwei verschiedenen Bereichen der Netzhaut gemessen: In der zentralen Fovea und in einem Bereich innerhalb der Injektionsstelle. Diverse Veränderungen an der Netzhaut wurden sowohl bei den Vehikel- als auch bei den LV-RPE65 injizierten Augen festgestellt. Die Fundusbilder zeigten diskrete Pigmentveränderungen der Netzhaut mit hyperpigmentiertem Ringmuster. Bei den meisten Augen wurde eine Abnahme der äußeren Körnerschicht (ONL) sowie der Photorezeptorschichten auf Höhe der Makula erkennbar. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass der LV-Vektor in der niedrigen Dosis gut toleriert wurde. Dabei gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass keine adjuvante antiinflammatorische Behandlung an Primaten angewendet wurde. Die Morphologie der Netzhautschichten blieb primär bei den Augen erhalten, die die niedrigere Dosis des LV-RPE65 erhielten. Die irreversiblen Netzhautschäden, die bei den mit der hohen Dosis des LV-Vektors injizierten Augen auftraten, bestätigen die hohe Anfälligkeit im Bereich der Fovea für Netzhautverletzungen. Weitere Experimente mit einer größeren Anzahl an Probanden sind erforderlich, um die richtige Dosis des Vektors festzustellen, den subretinalen Verabreichungsweg zu optimieren und die Toleranz des Vektors zu erhöhen. Die Studie belegt, dass die LV-Vektoren als alternative Methode eine vielversprechende Behandlungsoption in der Gentherapie darstellen.
Julien Amirjanians Book order

- 2023