Stefan Pollatschek wusste natürlich genau, welche Pest er meinte, nämlich den Antisemitismus. Dieser war im Ausgang des 19. Jahrhunderts zwar überall gegenwärtig, damit er aber zu seiner späteren wahnhaften Bösartigkeit gedieh, bedurfte es noch einige Jahrzehnte geduldiger Hetze. Liest man Pollatscheks Roman über das Vorspiel des später dann Eingetretenen, fühlt man sich vielfach nicht in die Jahrhundertwende, sondern in die Gegenwart versetzt
Stefan Pollatschek Book order




- 2020
- 2004
Der erfolgreiche Wiener Literat Stefan Pollatschek schrieb diese beeindruckende Familiengeschichte Anfang der 40er Jahre im englischen Exil. Er spannt einen Bogen von der Judenverfolgung der spanischen Inquisition bis ins Wien des Jahres 1938. Der Roman, aus dem Nachlass des Schriftstellers, zeichnet die jüdische (Verfolgungs-)Geschichte mit beeindruckender Präzision nach. Die Episoden werden durch die Schilderung der Repressionen gegen Juden in Wien 1938 zusammengehalten. Diese realistische und authentische Darstellung der alltäglichen Qualen und Schikanen durch die Nazis macht den Roman auch zu einem Zeitdokument. Die Geschichte der Familie Ascher wird als Erinnerung des Protagonisten in die Erzählung eingeblendet. Die Vorfahren erscheinen als Zeitzeugen wichtiger Schlüsselmomente der jüdischen Geschichte: Rabbi Akiba in Spanien, Vinzenz Fettmilch im Frankfurter Ghetto, der falsche Messias Sabbatei Zwi, der deutsche Antisemitismus im 19. Jahrhundert, Heinrich Heine, Theodor Herzl und der Antisemitismus an der Wiener Universität der 30er Jahre. Pollatschek und seine Familie blieben nach dem 'Anschluss' unbehelligt und flohen mit Hilfe des Thomas-Mann-Komitees nach England. Dort vollendete er das 1000-seitige Manuskript in nur zwei Jahren. Auf Initiative seiner Tochter Gerda Hoffers wurde der Roman von Konstantin Kaiser mit viel Liebe überarbeitet und gekürzt.