1921 erscheint im renommierten Verlag S. Fischer in Berlin Marta Karlweis‘ einziger historischer Roman. Das ungewöhnliche Buch behandelt die berühmte Fahrt der russischen Kaiserin Katharina der Großen durch ihr Reich. In ihrer Vorstellung sieht sie es in voller Blüte und will sich jetzt, auf dem Höhepunkt ihrer Macht, selbst ein genaues Bild davon machen. Um der Kaiserin den Reichtum und die Fortschrittlichkeit ihres Reiches vorzugaukeln, bedient sich ihr Günstling Potemkin eines perfiden Tricks. Er lässt schmucke Holzfassaden einiger Städte und Dörfer hinter ihr abbrechen und immer wieder neu vor ihr aufstellen, je weiter die Reise geht. Diese Maskerade lässt sich jedoch nicht ewig aufrechterhalten. Das Lebenswerk der Kaisern, das in ihren Augen dem russischen Volk Segen und Wohlstand hätte bringen sollen, bricht irgendwann wie ein großes Kartenhaus in sich zusammen.
Marta Karlweis Books




Schwindel
Geschichte einer Realität
Mit ihrem letzten Roman von 1931 zeichnet Marta Karlweis ein erschütterndes Bild des deklassierten Bürgertums im kriegstraumatisierten Österreich der Ersten Republik. Über drei Generationen verfolgt sie das Schicksal einer exemplarischen Kleinbürgerfamilie, deren gescheiterte Existenz auf einer Kette von Betrügereien und Täuschungen basiert. Karlweis nutzt satirisch-groteske Überzeichnungen und begründet damit eine Tradition weiblichen Schreibens, die von Veza Canetti in der "Gelben Straße" aufgegriffen und bis zur Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek fortgeführt wird. Der Roman ist von großer Wucht; Karlweis schreibt ohne Weichzeichner, manchmal distanziert und spöttisch, dann wieder mit großer Nähe zu ihren Figuren. Das Raffinierte an ihrem Werk ist die kluge Schilderung des Unglücks von Ungebildeten in saftiger, plastischer Sprache – als wäre alles frisch gedacht oder spontan gesagt. Viele Passagen sind mit psychologischen Erkenntnissen untermalt, etwa dass unfreiwillige Armut Ängste hervorruft, als müsste man auf einer schmalen, hohen Mauer voller Glasscherben vorankommen. In der Literaturgeschichte werden oft Frauen wie Karlweis vergessen, deren Werke der Nationalsozialismus zunichtemachte.
Der Zauberlehrling
Novellen
NACH HUNDERT JAHREN IN VERGESSENHEIT... ...ist ein fulminantes literarisches Debüt aus dem Jahr 1912 nun endlich wieder zu entdecken. Die titelgebende Novelle "Der Zauberlehrling" spielt im goldenen Wien der Jahrhundertwende und porträtiert in bunter Farbenpracht das Leben der jungen Künstlerbohème zwischen Burgtheater und Café Central. Eines heißen Sommernachmittags verführt der rastlose Dichter Georg Hübner die schöne, lebenshungrige Katharina. Doch auch ihre 17-jährige Schwester Elisabeth hat es dem zornigen jungen Mann angetan. Schnell entspinnt sich eine leidenschaftliche und zerstörerische Dreiecksgeschichte. Die verheerenden Konsequenzen daraus müssen zum Schluss alle drei tragen... Mit ihren in diesem Band erstmals versammelten Erzählungen schreibt Marta Karlweis (1889–1965) sich ein in die große Riege österreichischer AutorInnen von Weltrang. Ihr psychologisches Gespür für gesellschaftliche Abgründe und feinste seelische Regungen lässt ihr literarisches Werk ohne Weiteres neben dem eines Stefan Zweig oder eines Arthur Schnitzler bestehen. „Marta Karlweis schreibt ohne Weichzeichner, manchmal distanziert, fast spöttisch, dann wieder mit großer Nähe zu ihren Figuren“ – Bettina Eibel-Steiner, DIE PRESSE "Am gründlichsten vergessen werden in der Literaturgeschichte jene Frauen, deren Werke der Nationalsozialismus zunichtemachte. So ein eklatanter Fall ist auch Marta Karlweis (1889-1965)"
Marta Karlweis’ 1929 erschienener Roman entlarvt auf psychologisch raffinierte Weise die Heuchelei und moralische Doppelbödigkeit der herrschenden Schichten zur Zeit der ausgehenden Habsburgermonarchie. Der wohlhabende Wiener Baron Erwein von Raidt, ein typischer Frauenheld, lässt seine Beziehung zur schönen Witwe Löwenstein schnell fallen, als er deren bezaubernde Tochter Cecile trifft. Nachdem Cecile schwanger wird, bricht er den Kontakt zu ihr ab und verkuppelt sie mit einem ahnungslosen deutschen Industriellen, um sich selbst zu schützen. Als Cecile schließlich den wahren Charakter von Raidt erkennt, ist sie bereits unheilbar krank. Währenddessen vergeht die Zeit für den skrupellosen Baron mit Liebesabenteuern und Verführungen, bis ihn seine letzte Geliebte in einen hörigen Sklaven verwandelt. Der Roman erzählt scharfsinnig und spitzzüngig von Lieblosigkeiten im Kontext der letzten Jahrzehnte der Habsburgermonarchie. Diese bitterböse Erzählung ist ein Abgesang auf die vermeintlich heile Welt von gestern und erinnert an Joseph Roth und Ödön von Horváth. Die Autorin verwebt kunstvoll zahlreiche Geschichten aus der Wiener Gesellschaft und lädt zur Wiederentdeckung ihres Werks ein.