»Ich weiß manchmal nicht, ob ich die Person im Spiegel bin oder die davor und ob das überhaupt einen Unterschied macht«, sagt die dreiundzwanzigjährige Lou. Niklas fühlt sich von ihr angezogen und findet in ihren gemeinsamen Momenten einen kurzen Ausweg aus seiner Trauer um die verstorbenen Eltern, der Eintönigkeit seines Alltags und der Pflege seiner demenzkranken Großmutter. Doch Lou hat Geheimnisse. Sie verschwindet immer wieder, verändert plötzlich ihre Stimme und ihren Charakter, und ihre Erinnerungslücken werfen Fragen auf: Ist sie wirklich die Frau, die sie vorgibt zu sein? Niklas bittet sie, ihm ihre Geschichte zu erzählen, doch Lou findet keine Worte für das Unaussprechliche. Trotz ihrer Hoffnung auf eine bessere Zukunft bleiben die Schatten der Vergangenheit bestehen. Lou sagt: »Irgendwann kommt der Punkt, an dem sich die Realität durch die Gedanken an den Tod verändert«, und dieser Punkt scheint näher zu rücken. Die Geschichte zweier junger Menschen, die alles hinter sich lassen wollen, thematisiert das Ungesagte, das sie innerlich gefangen hält. Sie zeigt, wie schnell die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und wie äußere Umstände jeden Einzelnen in die Dunkelheit treiben können.
