Walter Öhlinger Books






An einem Augusttag 1860 transportierten ein Fotograf der k. k. Hof- und Staatsdruckerei und seine Gehilfen eine riesige Kamera sowie große Glasplatten auf den Südturm von St. Stephan, um das Wiener Stadtgebiet aus der Höhe zu fotografieren und die Aufnahmen in einem Dunkelkammerzelt zu entwickeln. Das Ergebnis waren zwölf „Salzpapiere“, die zu den bedeutendsten Aufnahmen der frühen Fotografie zählen. Zusammen ergeben sie ein nahezu geschlossenes Panorama Wiens und dokumentieren eindrucksvoll das Stadtbild in einer Zeit des rasanten Wandels. Vom Stephansturm aus sieht der Betrachter die Ziegeldächer der Inneren Stadt, umgeben von Glacis, Donaukanal und den mächtigen Festungsmauern, die zu diesem Zeitpunkt teilweise abgerissen wurden. Der Ausblick wird durch den Wienerwald und die Auwälder der unregulierten Donau begrenzt. Der Band enthält die Reproduktion der großformatigen Fotografien, die 1929 von Eduard Castle veröffentlicht wurden, sowie die damaligen Orientierungsskizzen mit Bezeichnungen von Straßen und wichtigen Gebäuden und einen Stadtplan von 1858. Walter Öhlinger hat zu jeder Fotografie detaillierte Beschreibungen verfasst, die das Wien von 1860 lebendig werden lassen und die einschneidenden Veränderungen der Stadt dokumentieren.
Das großartige Rundpanorama von Carl Wenzel Zajicek, 1896 nach Emil Hütters Vorlage geschaffen, zählt zu den kostbarsten Panorama-Ansichten Wiens. Auf 3,86 Meter ausklappbar, bietet es einen einzigartigen Blick auf Wiens Innere Stadt im Jahr 1858, vor dem Abriss der Basteien und Stadttore. Die massiven Befestigungsanlagen stammen aus der Zeit der ersten Türkenbelagerung 1529. Nach diesem Ereignis wurde die mittelalterliche Stadtmauer schrittweise durch eine verbesserte Anlage aus Basteien und Wällen ersetzt, die 1672 vollendet wurde. Am 20. Dezember 1857 ordnete Kaiser Franz Joseph I. die Schleifung der Fortifikationen an, um eine dringend benötigte Stadterweiterung zu ermöglichen. Der Abriss, der im März 1858 begann, und der Bau der Ringstraße markierten das Ende des alten Wien, das seit dem Mittelalter von seinen Stadtmauern geprägt war. In einem 16-seitigen Begleittext führt Mag. Walter Öhlinger, Kurator für Stadtgeschichte im Wien Museum Karlsplatz, den Leser durch die Wiener Innenstadt. Er beschreibt anschaulich die bewegte Geschichte der Basteien, alten Wälle und Stadttore sowie die Gründe für ihren Abriss und die Herausforderungen, die dabei überwunden werden mussten.