Der "Atlas historique de la Suisse", ursprünglich 2020 auf Französisch veröffentlicht, bietet einen umfassenden Überblick über die Schweizer Geschichte von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Mit überarbeiteten Inhalten und zusätzlichen Karten integriert er den aktuellen Forschungsstand und ist ein wichtiges Standardwerk.
François Walter Books






Land unter Strom
Elektrizität und Politik in der Westschweiz
Naturkatastrophen - Erdbeben, Vulkanausbrüche, Fluten, Stürme, Erdrutsche - sind das schlechthin Sinnlose, das dem menschlichen Geist begegnet und immer unfassbar bleibt. Katastrophen haben keine Geschichte. Unwandelbar, unabwendbar, unberechenbar brechen sie durch die ganze Naturgeschichte hindurch über die Menschheit herein und bleiben unbegreiflich. Kann man aus ihnen lernen? Und wenn ja, was? Menschen haben unter Aufbietung aller intellektuellen Kräfte immer auf das Erlebnis von Naturkatastrophen reagieren müssen, sie haben immer versucht, doch einen Sinn zu finden: Strafe Gottes, Prüfung der Gottesfürchtigen oder der Gerechten, Ansporn zur Aufbietung aller dem Menschen möglichen Entwicklung technischer oder moralischer Art. Eine Geschichte der Katastrophenbewältigung, wie sie der Genfer Historiker François Walter schreibt, steht also weit jenseits von modischem Katastrophismus und schön gruseliger Heraufbeschwörung aller möglichen und unumgänglichen Apokalypsen. Sie erweist vielmehr, dass die Antworten des 16. oder 18. Jahrhunderts auf das Unbegreifliche nicht etwa wertlos oder unbedeutend sind, bloß weil die Naturwissenschaft ein paar Schrittchen weitergekommen ist: Auch der Tsunami zu Weihnachten 2004 bleibt sinnlos. Allein die abgewogene historische Darstellung dieser Kulturgeschichte lehrt, Naturkatastrophen zu unterscheiden, mit ihnen umzugehen, und vor allem, von diesen Katastrophen die menschengemachten, keineswegs katastrophenmäßig unberechenbar hereinbrechenden Risiken ökologischen Wandels z. B. des Weltklimas im Treibhauseffekt abzugrenzen.
Gott straft, die Natur schlägt zurück … Auch wenn sich die Art und Weise gewandelt haben mag, in der Menschen die »Kleine Eiszeit«, den Ausbruch des Vesuvs, das Erdbeben von Lissabon, den Untergang der Titanic, den Tsunami, Katrina und das Erdbeben in Haiti zu verarbeiten versuchen, so stehen doch Kulturen insgesamt angesichts von Katastrophen immer vor derselben Aufgabe: das schlechthin Sinnlose zu begreifen. Kann man daraus lernen? Aus den Katastrophen selbst gewiss nicht, umso mehr aber aus der Kulturgeschichte der Katastrophenbewältigung.
Bedrohliche und bedrohte Natur
Umweltgeschichte der Schweiz seit 1800