Moderne oder Post-Moderne? Zur Signatur des gegenwärtigen Zeitalters
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Robert Spaemann was an influential German philosopher known for his profound explorations of ethics, anthropology, and political philosophy. His writings frequently delved into the fundamental questions of human existence, the nature of consciousness, and the moral underpinnings of society. Spaemann sought to bridge traditional philosophical thought with contemporary issues, offering readers a considered perspective on the complexities of the world. His clear and precise style earned recognition, and his work continues to inspire new examinations of philosophical concepts.







Studien über L. G. A. de Bonald
Spaemann, Emeritus katholischer Konfession, ist eine der raren wertkonservativen Stimmen innerhalb der deutschen Gegenwartsphilosophie. Mit zahllosen publizistischen Beiträgen nahm er Stellung in ethischen Debatten über Abtreibung oder Sterbehilfe. Dieser Grundkurs zur Moralphilosophie geht auf eine Rundfunkserie aus 1981 zurück und erscheint unverändert(!) bereits in 9. Auflage. Dem breiten Adressatenkreis entsprechend behandelt Spaemann (vgl. zuletzt seine Erinnerungen "Über Gott und die Welt", ID-G 21/12) in seiner unangestrengten, klaren Diktion jene "Grundbegriffe", die wir alle verwenden, wenn wir über moralische Aspekte unseres täglichen Handelns sprechen. Gemeint sind hier Begriffe wie das Gute, Werte, Schuld, Gewissen oder Schicksal. Mithilfe zahlreicher Alltagsbeispiele plausibilisiert er seine Überlegungen. Frappierend bleibt, dass der aus den 1980er-Jahren stammende Text kaum von seiner Frische verloren hat, auch wenn Bezüge auf Themen wie "Abtreibung" oder "Fernsehkonsum" zeitfern anmuten. Bündig und ohne Fachchinesisch, im besten Sinne allgemeinbildend. Zur Erst- bzw. Neuanschaffung: (1).
Er ist wie Günter Grass, Martin Walser und Joseph Ratzinger 1927 geboren, Zeitgenosse von Habermas und Enzensberger und sein Leben verlief so spannend wie kein zweites seiner Generation. Die Mutter war Tänzerin bei Mary Wigman, sein Vater Kunsthistoriker. Seine Eltern waren links, atheistisch und lebten in der Berliner Bohème der Zwanziger Jahre. 1942, nach dem Tod seiner Mutter, wird der Vater zum katholischen Priester geweiht. 1944 ist Spaemann bei einem Bauer untergetaucht, er ist Deserteur im eigenen Land. Entdeckt man ihn jetzt, wird er sofort erschossen. Heute ist Robert Spaemann der bedeutendste konservative Philosoph im In und Ausland. In einem langen Gespräch mit Stephan Sattler resümiert er sein Leben, ganz unter der Maxime der Suche nach dem, "was in Wahrheit ist". Spaemann ist der bedeutendste konservative Philosoph im In- und Ausland und bekennender Gegner der Nutzung der Atomkraft und der Genmanipulation.
Aus dem Inhalt:NaturNaturtheologie und HandlungDie Aktualität des NaturrechtsPhilosophie als Lehre vom glücklichen LebenDie kontroverse Natur der PhilosophieUnter welchen Umständen kann man von Fortschritt sprechen?Moral und GewaltSein und Gewordensein. Was erklärt die Evolutionstheorie?Funktionale Religionsbegründung und ReligionEnde der Modernität?
Kann man Gott beweisen, wie man eine mathematische Aussage beweist? Aristoteles, Platon und nach ihnen viele andere Philosophen beantworteten diese Frage mit Ja und legten in sich schlüssige Gottesbeweise vor. Die Philosophen der Neuzeit entzogen diesem Denken die Grundlage, und mit Kant und Nietzsche (»Gott ist tot«) klappte die Philosophiegeschichte die Bücher zum Thema »Gottesbeweis« endgültig zu. Voreilig, wie sich nun zeigt. Denn es gibt einen neuen, den letzten Gottesbeweis. Geführt hat ihn Robert Spaemann – mit zwingender Logik und absolut »nietzschefest«. Der 80-jährige deutsche Philosoph von Weltrang gilt als einer der kreativsten Denker der jüngeren Philosophiegeschichte. Rolf Schönberger, Ordinarius für mittelalterliche Philosophie an der Universität Regensburg, fragt in seinem Kommentar nach den Möglichkeiten und Grenzen von Gottesbeweisen.
Was meinen wir heute, wenn wir »Gott« sagen? Haben wir Grund zu glauben, dass er existiert? Ist er unsere Idee oder sind wir die seine? Dass Religion Privatsache sei, gilt seit langem für ausgemacht. Dass dies ein Irrtum ist, darüber haben uns spätestens die Selbstmordattentäter belehrt. Die Frage, ob Gott solche Taten billigt oder missbilligt, ist von öffentlichem Interesse. Lassen sich Fragen nach der Existenz Gottes und nach einer eventuellen Offenbarung seines Willens rational erörtern? Und wenn ja, ist es berechtigt, sie auf sich beruhen zu lassen? Was steht dabei auf dem Spiel? Die Wahrheitsfähigkeit des Menschen - in dieser Antwort stimmt Robert Spaemann mit Friedrich Nietzsche und Richard Rorty überein. Nur mit dem Unterschied, dass diese Autoren beides leugnen, während Robert Spaemann beides, die Existenz Gottes und die Wahrheitsfähigkeit der menschlichen Vernunft verteidigt. Mit Wittgenstein hält Spaemann es für den Aberglauben der Moderne, dass uns die Naturgesetze die Welt erklären, während sie doch selbst das Erklärungsbedürftigste in der Welt sind. Robert Spaemann greift seit 50 Jahren in öffentliche Grundsatz- und Wertedebatten ein wie die atomare Bewaffnung, den Kosovokrieg, die Abtreibungs- und Euthanasiegesetzgebung, Sloterdijks Vorschläge zur Menschenzüchtung. Er greift die »europäischen Werte« in Büchern, Zeitschriften, Zeitungen und Fernsehdebatten auf und stellt sie infrage. Auch der geistigen Situation der Kirchen gilt seine Aufmerksamkeit. Immer geht es Spaemann darum, die Errungenschaften der Moderne gegen eine der Moderne innewohnende Tendenz zur Selbstaufhebung zu verteidigen.
Die moderne Weltanschauung ihrer inneren Widersprüchlichkeit zu überführen, ist ein Leitmotiv des Philosophierens von Robert Spaemann: Dem philosophischen Denken geht es um etwas jenseits seiner selbst. Und dass es ihm überhaupt um etwas geht, denn es verbindet den Menschen mit allem Lebendigem. Diese philosophische Haltung zeigt sich in seinem Gespräch mit den Großen der Philosophie und wird zum roten Faden seines Opus, dessen essayistischer Teil in Form von Reden und Aufsätzen der letzten 60 Jahre in diesem Band vorliegt. Ihre Lektüre bereitet zudem Vergnügen. »Die Zeit« nennt Spaemann den das beste Deutsch schreibenden lebenden Philosophen.