Mit epischer Kraft, den Scharfsinn und die Ohnmacht seiner Protagonisten im Blick, schildert der große bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan, wie der heraufziehende religiöse Fundamentalismus eine blühende, von geistiger Vielfalt und Toleranz geprägte Epoche zerstört. Isfahan im 11. Jahrhundert: Unerwartet stirbt ein hochangesehener Mann und der Sohn des Verstorbenen fordert Aufklärung. An den Ermittlungen nimmt auch der Hofastronom Omar Chayyam teil, der zu dem Schluss kommt, dass der Mann vergiftet wurde. Aber was fängt er nun mit dieser Wahrheit an? Kurz darauf verdüstert sich der Horizont. Hofintrigen und soziale Spannungen bedrohen das Reich von innen, während ihm Kreuzritter und Mongolen von außen gefährlich werden. Als der berühmte Mathematiker und Dichter Chayyam Jahrzehnte später Rechenschaft über sein Leben ablegt, ist das Reich zerfallen. Eine Terrororganisation, angeführt von seinem früheren Weggefährten, versetzt die Gegend in Angst …
Dževad Karahasan Books
This Bosnian-Herzegovinian author is celebrated for his profound essays, short stories, and novels, which often delve into themes of identity and culture. His work as a dramaturg and theater director imbues his writing with a unique perspective and poetic sensibility. The author's literary output is valued for its intellectual depth and stylistic refinement. He explores complex human situations with exceptional sensitivity.







»Weiß vor Angst und Schlaflosigkeit, machten wir uns auf nachzusehen, was von Marindvor übriggeblieben war.« Wieder sind sie verschont geblieben: ein Granatsplitter hat nicht den Autor und seine Frau, aber die Bücher getroffen: William Faulkner, Nadeshda Mandelstam, Gottfried Kellers »Grünen Heinrich«. In kurzen, unvergesslichen Szenen beschreibt Dževad Karahasan das Leben im belagerten Sarajevo. Einen Mann, der aus der Warteschlange tritt, sich auf ein Mäuerchen setzt und stirbt. Die Evakuierung der jüdischen Gemeinde. Das absurde Gespräch mit einem französischen Korrespondenten über Hunger und Kälte. Sarkasmus, Humor, Güte und eine beeindruckende geistige Souveränität charakterisieren die Haltung, mit der Karahasan vom Alltag im Krieg und von der Übersiedlung einer kulturell und religiös polyphonen Stadt in die Sphäre des Idealen schreibt. Das Tagebuch der Übersiedlung ist ein bleibendes Zeugnis über die Belagerung Sarajevos – weniger im Sinne einer Alltagsdokumentation als durch seine gedankliche und ethische Strahlkraft.
Sara stirbt bei einem Fluchtversuch mit ihrem Partner aus dem belagerten Sarajevo. Serafina, die Mutter, kann den Verlust ihrer Tochter und die Zerstörung einer Liebe nicht ertragen und beschließt zu sterben. An einem eisigen Februartag 1993 setzt sie sich dem Gewehrfeuer von Schafschützen aus...§Gedanklich weit ausgreifend, oftmals in essayistische Rede verfallend, erzählt Karahasan mit der Stimme eines alten Mannes vom Überleben unter Bedingungen permanenter Angst und Todesbedrohung.§
Der östliche Divan
Roman
Das Buch der Gärten
- 220 pages
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Islam und Christentum teilen die Vorstellung vom Paradies als Garten. Sie entspringt der gemeinsamen geographischen Herkunft. Nur in Kulturen, die mit der Wüste vertraut waren, konnte man die Abgeschlossenheit eines bewässerten Fleckchens Erde als einen Ort der Wunder erfahren. »Im Garten träumt man und entdeckt die Liebe, gibt sich Betrachtungen hin und unterliegt den sinnlichen Versuchungen, im Garten wird aus dem Bettler ein König und umgekehrt, im Garten entdeckt man das Heilige und versöhnt sich mit dem Tod.« D~evad Karahasan untersucht den Topos des Gartens in der Bibel, im Koran und in den Geschichten von Tausendundeiner Nacht . Aber er führt uns auch in den Stadtpark von Sarajevo, der mit seiner mitteleuropäischen Anlage, den Blumenrabatten, Springbrunnen und Bänken, und dem verwilderten Hügel, mit Grabsteinen und verborgenen Winkeln, die Bilder von Garten und Wüste in beiden Religionen widerspiegelt. Was Parks und Gärten über die Natur einer Stadt, über die innere Verfassung einer Gesellschaft, über ihre Idee von Glück, Intimität und Geheimnis aussagen, wie eine Ruinenlandschaft als Garten durchwandert und als Buch der Erinnerungen gelesen werden kann – all das wird so suggestiv entfaltet, daß man die west-östlichen Korrespondenzen von innen heraus begreift.
Sarajevo im September 1914. In einer Zeitungsredaktion, bei der Landesbank und an anderen offiziellen Stellen treffen Briefe mit großer Verspätung, oft erst nach Jahren ein. Doch es ist nicht der Krieg, der die kaiserlich-königliche Post durcheinander gebracht hat, sondern ein verliebter Briefträger, der kürzlich auf dem Schlachtfeld des beginnenden Weltkriegs gefallen ist. Von Liebe und Verlust, Fortschritt und Erinnerung handeln die fünf großen Erzählungen, mit denen Dževad Karahasan aus dem fernen Epochenschauplatz seines Opus Magnum, Der Trost des Nachthimmels (»ein Jahrzehnte-Ereignis«, NZZ), ins 20. Jahrhundert zurückkehrt. Der Kommunismus erreicht die bosnische Provinz. In den kleinen Städten, umgeben von einsamen, majestätischen Landschaften, spüren Karahasans Helden, dass eine Zeit anbricht, in der sie keinen Platz mehr haben. Sie verweigern sich – radikale Alte, trotzige Weltverweigerer, die auf dem Recht bestehen zu träumen, zu trauern und einfach müde zu sein. Briefe, die ihre Adressaten nicht erreichen, weil Tod und Weltgeschichte in eine Liebe hineinpfuschen, tauchen im Haus für die Müden immer wieder auf. Mit seinen weit ausschwingenden Sätzen und Reflexionen, dem hintergründigen Humor und den mystisch-phantastischen Elementen erzählt Karahasan vom Altwerden – dem Zurückbleiben in einer Welt, die sich schneller verändert, als der Einzelne sie erleben kann.
Simon Mihailović, ein Arzt in Berlin, kehrt nach 25 Jahren in seine Heimatstadt Fo?a zurück. Es ist Ende August 1991, und die Atmosphäre ist von Gewalt, Angst und Nationalismus geprägt. Kurz nach seiner Ankunft wird eine frühere Mitschülerin, in die er verliebt war, brutal ermordet. Zuhra ? engi?, aus einer alten bosnischen Familie, ist das erste Opfer, gefolgt von weiteren Menschen aus seinem Umfeld, was den Verdacht auf Simon lenkt, den Fremden aus dem Westen. Eines Abends taucht Enver Pilav, Simons lang verschollener bester Freund und Sufi-Mönch, vor seiner Tür auf. Etwas scheint mit ihm nicht zu stimmen. In den gemeinsamen Nächten, die sie träumend und diskutierend verbringen, findet eine Transformation statt: Je mehr Simon in sich selbst hineingeht, desto mehr öffnet er sich einer anderen Welt. Gemeinsam steigen sie in den Barzakh hinab, ein unterirdisches Reich, in dem die Seelen der seit Jahrhunderten Ermordeten versammelt sind, um die Kette der Gewalt zu durchtrennen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Geschichte wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der seine Herkunft sucht und sich dem heraufziehenden Krieg stellt. Der Roman vereint Kriminalhandlung, theologische Spekulation, Liebesgeschichte und radikale Zeitkritik.
Der nächtliche Rat
Roman
„Poetik der Grenze“ ist ein Buchtitel, der bereits in sich den Hinweis auf eine literarische Form des so schwierigen Themas „Grenze“ enthält. Das Wort „Grenze“ bewegt die abendländische Philosophie seit der Antike - die beiden Pole Endlichkeit und Unendlichkeit. Die Grenze - was ist das? Wer nach der Grenze fragt, ist gezwungen sprachliche Umschreibungen anzuwenden, er spricht dann vom Ausgegrenzten, vom Umgrenzten oder vom Abgegrenzten, aber nicht davon, woran oder worin oder wozwischen die Grenze verläuft, also nicht von der Grenze selbst. Und noch dazu verschärft die natüriche Begrenztheit der Sprache diese merkwürdige Unsichtbarkeit der Grenze. Namhafte Autoren aus vielen europäischen Ländern, wie u. a. Herta Müller, István Eörsi, Krysztof Czyzyiewski, Angela Krauß, Said, Uros Zupan, Ilma Rakusa, Georg Kohler, Marina Palej, Kenka Lekovich oder Nadja Klinger, haben als Gäste der Stadt Graz im Rahmen eines Projektes zu GRAZ 2003 - KULTURHAUPTSTADT EUROPAS über das Thema „Grenze“ nachgedacht. Sie haben für diesen Sammelband Essays, Erzählungen, Gedichte zu Fragen in der Sprache, im Theater, die Haut als Grenze, Grenze im Sport, in der Wissenschaft und Politik geschrieben.



