"Germany long ago became part of us German Turks," Zafer Senocak observes. "Are we also a part of Germany?" Gathered here for the first time in English translation, these essays chart a new orientation for German life, culture, and politics beyond the Cold War and at the dawn of an unprecedented era. The 1990s began with national unification between East and West and closed with a radical liberalization of German citizenship law; many questions about the largest minority in this multicultural Germany have yet to be asked. This decade also reeled with war in the Persian Gulf and "ethnic cleansing" in the Balkans. As Germans imagine themselves as westerners interacting with Muslim populations at home and abroad, these essays acquire a critical urgency. Senocak reconfigures the Turkish diaspora and the German nation by mapping a "tropical Germany."
Zafer Şenocak Books
This author explores the complexities of identity and culture through his poetry and essays. His works often engage with the intersection of Eastern and Western influences, offering profound insights into existential themes. Through his literary output and editorial endeavors, he champions cross-cultural understanding. His writing is characterized by its introspective nature and precise language.







Was heißt das eigentlich, Deutschsein? Wald und Eichenlaub, Goethe und Schiller, Zivilisationsbruch und alte Schuld? Jeder Deutsche hat Bilder von Deutschland im Kopf, doch kaum einer hat eine Sprache für das diffus empfundene, halb verdrängte, halb ersehnte Nationalgefühl. Was bedeutet deutsch? Zafer Senocak wagt sich an diese Frage, der wir viel zu lange ausgewichen sind. Sie mag unangenehm sein, in Wahrheit ist sie aber längst überfällig – wie die Hitzigkeit und Hilflosigkeit der Integrationsdebatten zeigen. Weil die Deutschen keinen positiven Begriff davon haben, wer sie sind, haben sie auch keine Vision für eine offene Gesellschaft, die sich nicht über die Abgrenzung des Fremden definiert. Die politische Korrektheit des Amtsdeutschen ersetzt noch immer den Willkommensgruß an jene, die im Einwanderungsland Deutschland längst ein Zuhause gefunden haben. Was könnte deutsch sein? Zafer Senocak ruft uns die universellen Werte der Aufklärung in Erinnerung: Statt weiterhin auf Ängsten und Vorur teilen zu beharren, wird man mit dem Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, eine bessere Basis für das Zusammenleben finden.
Die Deutschen nehmen sich zunehmend in jenem Vakuum wahr, das sie seit der Kapitulation des Dritten Reiches zu füllen versuchen. Sie schwanken auf unsicherem Boden und suchen nach den fehlenden Jahren. Ihre Vergangenheit jedoch trübt die Sicht wie Nebel. Biographien werden austauschbar. Gesichter verschwinden in den Massen. Die Masse ist eine Maske der Körper. Sie lebt in Deutschland nicht in der Gegenwart, bewegt sich nicht in die Zukunft, sondern verharrt in der Vergangenheit, erstarrt genau in jenem Moment, in dem der Film riss. Seitdem bestimmt der Schatten die Größe des Körpers. Atlas des tropischen Deutschland versammelt bissige Artikel und Essays von Zafer Şenocak, bisher vor allem bekannt als Lyriker, Übersetzer und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Sirene.
Wortbrüche. Fragmente einer Sprache des Vertrauens
Zafer Senocak: Hamburger Gastprofessur für Interkulturelle Poetik. Vorlesungen und wissenschaftliche Beiträge
- 380 pages
- 14 hours of reading
Der Autor Zafer Senocak untersucht die Verbindungen zwischen türkisch- und deutschsprachigen Literaturen und beleuchtet dabei oft übersehene Beziehungen. In seinen Vorlesungen an der Universität Hamburg thematisiert er Orientphantasien, Identitätszuschreibungen und das Konzept des "Deutschseins". Diese Texte bieten einen tiefen Einblick in interkulturelle Fragestellungen und werden durch ein Gespräch mit Senocak sowie Beiträge einer internationalen Tagung ergänzt. Seine Arbeit fördert das Verständnis für die komplexe Vernetzung der Literaturen und Kulturen.
Der introvertierte Musikstudent Hamid erlebt während eines Militärputsches in Istanbul eine traumatische Erkundung. Mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, unterstützt er seinen Bruder bei der Modernisierung einer Imkerei. Während seiner Zeit allein im alten Landschloss erscheint ihm der mumifizierte Leichnam des letzten Kalifen.
Das Land hinter den Buchstaben
Deutschland und der Islam im Umbruch
„Wer heute das Gespräch mit Muslimen sucht, sollte sich an die Geschichte erinnern und nicht so tun, als sei das christliche Erbe Europas identisch mit den Werten der Aufklärung. Das christliche Abendland hat ähnlich wie das muslimische Morgenland eine in sich widersprüchliche Kultur hervorgebracht, die sowohl wortgetreue und dogmatisch fixierte Lesarten der Glaubensüberlieferungen als auch freie Interpretation, sowie die künstlerische, ästhätische Umsetzung des religiösen Erbes umfasst. Wie töricht ist es heute, angesichts diese Komplexität, den Islam jenen Kräften zu überlassen, deren kultureller Analphabetismus und arrogante Ignoranz Gewalt und Barbarei produzieren. Der muslimische Analphabetismus und die christliche Arroganz gepaart mit beiderseitiger kultureller Amnesie schaffen ein verzerrtes Bild der islamischen Kultur, reduziert auf das Kopftuch und das bluttriefende Schwert des Dschihad.“
'Wir schätzen die Türken, sie sind ein soldatisches Volk; aber wir wissen sehr wohl, dass sie keine Arier sind.' Der Satz fällt auf einer Veranstaltung im Deutschen Haus im Istanbul des Jahres 1942. Und er kratzt an der Ehre des Oberst a. D. Salih Süvari, des ehemaligen osmanischen Kadetten und Nachrichtenoffiziers des kaiserlichen Heeres, erfolgreichen Berliner Geschäftsmanns a. D. und Bewunderers alles Deutschen, der 1939 mit geheimem Auftrag in die Türkei zurückkehrt. Als deutscher Patriot hält er es für seine Pflicht, den Kampf des Deutschen Reiches gegen den sowjetrussischen Bolschewismus zu unterstützen und mitzuhelfen, eine Allianz für die Befreiung der türkischen Völker zu schmieden. Denn Deutschland und die Türkei stehen für ihn in einer Schicksalsgemeinschaft. Gleichzeitig beginnt er seine Memoiren niederzuschreiben. Nach dem Tod seiner Frau Annette gerät sein Leben allmählich aus den Fugen. Seine Geliebte verschwindet spurlos und ihre Leiche wird erst Tage später von den Wellen des Bosporus angespült. In Berlin will man seine Berichte nicht lesen und begegnet ihm mit Misstrauen. Der türkische Geheimdienst heftet sich an seine Fersen und sein alter Freund Franz von Papen setzt sich vergeblich für ihn ein. Als schließlich eine Freundin aus Berliner Tagen vor seiner Tür steht, die als Jüdin aus Deutschland flieht und in Palästina eine neue Heimat finden will, muss er erkennen, dass seine Vorstellungen von Preußentum und Offiziersehre nicht mehr in diese Welt passen. Er beschließt sich zu stellen…
1961-2001, das sind vierzig Jahre Einwanderung von Türken nach Deutschland. Zeit für eine Abrechnung. Zafer Şenocak, durch seine Essaybände Atlas des tropischen Deutschland und War Hitler Araber? über Deutschland hinaus bekannt, legt hier ein Kaleidoskop amüsanter und grotesker Beobachtungen aus unserer Gegenwart vor. Das Verhältnis der Deutschen zu ihrer größten Minderheit, den Türken, kristallisiert sich als Dreh und Angelpunkt einer neuen, heterogenen deutschen Identität. Berichtet wird aus der „Quarantänestation“ Deutschland, nach dem Motto: Vierzig Jahre Quarantäne sind genug. Jetzt sollte man das Schiff verlassen und an Land gehen.