Als Mathilda im ersten Schuljahr den Himmel malen musste, verwendete sie so viel schwarze Farbe, dass ihr Himmel der letzte war, der trocknete. Ihre Lehrerin weigerte sich, ihn auszuhängen, da er die Kraft eines Gewitters hatte, das die fröhlichen blauen Himmel der anderen Kinder bedrohte. Sie interpretierte das Bild als Ausdruck tiefster Ängste und bat Mathildas Eltern um ein Gespräch. Mathildas Vater betrachtete das Bild und fand, die Lehrerin mache sich unnötig Sorgen. Er wies auf ein kleines wasserblaues Rechteck in der Mitte des Bildes hin und erklärte, dass dies der Himmel sei, und er sei blau, wie alle anderen. Um die Lehrerin zu überzeugen, fügte er hinzu, dass Mathilda unterm Dach wohne und ihr Bett unter einem Fenster stehe. Für Mathilda war der Himmel ein Rechteck – ein Ausschnitt im Schatten der Zimmerwand, durch den nachts der Mond und tags die Wolken sichtbar waren. Dieser Himmel hinter Glas war begrenzt, und deshalb hatte die Lehrerin ihn nicht erkannt. Mathilda lebte in einem Raum mit schrägen Wänden, der oft zu dunkel und im Sommer zu stickig war. Ihr Himmel fehlte die Weite und Unendlichkeit, und nur ihr Vater hatte das Bild verstanden, indem er den Himmel entdeckte, wo andere nur Schwarz sahen.
Nicol Ljubic Books






Was erwartet einen jungen Menschen, der genug hat vom Jammern und sich politisch engagieren will? Der 32jährige Ljubic führte Tagebuch über Wahlkampf und Filz und Leidenschaft an der SPD-Basis. Ein Zeitdokument zum Lachen und Verzweifeln. Dieser ebenso kritische wie amüsante Erfahrungsbericht führt den heutigen Politikbetrieb jenseits von Christiansen und Leitartikeln vor Augen: den politischen Alltag an der Basis. 40.000 Parteiaustritte und seine Freunde konnten ihn nicht abhalten: Ein junger Mann Anfang Dreißig macht sich auf in die Niederungen der SPD. Er lernt die Bedeutung von Bier kennen, läßt sich vom Bundestagspräsidenten anbrüllen und von wütenden Bürgern beschimpfen. Genosse Ljubic aber hält durch. Denn wer, wenn nicht er - der Nachwuchs! - wird morgen die Welt regieren?
Aufrüttelnd und provokant, zugleich warmherzig und witzig Wenn es um Fußball geht, kann man dem zehnjährigen Hanno Kelsterberg nichts vormachen. In Sachen Protest allerdings auch nicht. Seit zwei Jahre zuvor der asketische Hartmut Gründler ins Souterrain der Familie zog und sich als unbeugsamer Politkämpfer entpuppte, steht Hannos einst heile Welt auf dem Kopf. Statt Fußball zu spielen, muss er nun mit zu Demos und verteilt Handzettel. Während der Vater den Mann im Keller zunächst belächelt, gerät die Mutter in den Bann des kompromisslosen Idealisten, die Ehe zerbricht. Ein provokanter und berührender Roman über eine Familie, die unversehens von der Zeitgeschichte gestreift wird.
Sechs Mal lebenslänglich Friedrich muss 49 Jahre verbüßen, bevor er im Gefängnis verstirbt. Er ist »die Bestie vom Schwarzwald«, hat vergewaltigt und gemordet. Die deutsche Nachkriegsgesellschaft will ihn für immer wegschließen. Gerhild, eine Frau mit politisch bewegter Vergangenheit, verliebt sich in Friedrich und teilt mit ihm die wenigen Stunden des Freigangs, die man ihm irgendwann gewährt. Diese Liebe macht sie zur Außenseiterin – und bestätigt sie nur darin, dass es die gesellschaftlichen Umstände waren, die Friedrich zum Mörder werden ließen. Sensibel lotet Nicol Ljubić eine Liebesillusion aus, die dem Hass geschuldet ist.
Heimatroman oder Wie mein Vater ein Deutscher wurde
- 211 pages
- 8 hours of reading
Dies ist die Geschichte des jungen Autoelektrikers Drago Ljubic, der seine Heimatstadt Zagreb verläßt, um die Freiheit und das Glück in der Fremde zu suchen. Seine Odyssee führt ihn in den französischen Jet-set, die Arme von mindestens drei Frauen und als Techniker der Lufthansa durch die ganze Welt, bis er schließlich in einer deutschen Doppelhaushälfte seßhaft wird und sich angewöhnt, erst nach der Mittagsruhe mit dem Rasenmähen zu beginnen. Außerdem ist dies die Geschichte des preisgekrönten Journalisten Nicol Ljubic, der zusammen mit seinem Vater nach beinahe fünfzig Jahren die Wurzeln der Familie sucht und die Stationen der Auswanderung nachreist. Und es ist die Geschichte eines Kontinents, der sich gehäutet hat. Ein nostalgischer Blick auf das alte Europa und seine wundervollen Geschichten über Gastlichkeit, Freundschaft und die Liebe zu Wiener Schnitzeln.
Meeresstille
- 191 pages
- 7 hours of reading
Wie viele Seiten hat die Wahrheit? Robert, ein junger Deutscher mit kroatischen Wurzeln, liebt Ana, eine serbische Studentin. Ihre Beziehung droht zu zerbrechen, als Anas Vater in Den Haag vor Gericht steht. Robert kann die Anklage nicht in Einklang bringen mit dem Bild, das Ana von ihrem Vater gezeichnet hat. Ausgerechnet dieser gutmütige Mann und anerkannte Shakespeare-Experte soll ein Kriegsverbrecher sein? Er will die Wahrheit wissen und fährt nach Den Haag.
30 Autoren aus 24 Ländern treffen sich in Berlin und diskutieren einen Tag lang über Europa. Gibt es eine gemeinsame europäische Identität? Ist Europa noch ein Ort der Sehnsucht? Welche Herausforderungen kommen auf diesen Kontinent zu? Die vielschichtigen Antworten der Tagungsteilnehmer sind in dieser einzigartigen Dokumentation versammelt. An Reden und Panelbeiträge reihen sich unveröffentlichte Prosatexte und Gedichte sowie ein Manifest der Autoren. Ein polyphoner Band, der Denkanstöße liefert und uns daran erinnert, was Europa sein könnte und sein sollte.
Schluss mit der Deutschenfeindlichkeit!
- 205 pages
- 8 hours of reading
Siebzehn deutsche Schriftsteller erzählen von ihren Erfahrungen in einem Land, das sie Heimat nennen. Sie heißen Ljubic, Bánk, Müller, Gorelik, Barbetta oder Özdogan. Sie sind Deutsche, aber man nennt sie »Deutsche mit Migrationshintergrund«. Hier äußern sie sich zur Debatte über Heimat, Herkunft und ihre Identität. Ein Plädoyer für einen neuen Blick auf das, was uns fremd erscheint.

