Jochen Kelter Books






Verwehtes Jahrhundert
Gedichte
Jochen Kelters neuer Lyrikband ist ein Rückblick, von 1945 bis ins Heute, eine Bestandesaufnahme politischer und menschlicher Misere im 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts. Die Sammlung umfasst 12 Zyklen mit je sieben Gedichten. Sie ist geprägt von einem Grundton der Trauer: grimmige Trauer im Politischen, stille Trauer im Privaten. Der Autor sieht der Gesellschaft, der Welt beim Entgleisen zu, sieht auch ökologisch ein «allmähliches Weltenende» kommen. Das Rasen der Zeit quält den Beobachter: «wie schnell die Menschheit von einem / Krieg in den nächsten gestiegen ist / wir haben es längst schon vergessen» Glücksmomente in der Schweiz sind selten: «hier eingezäunt ist der Frieden». Dem politisch engagierten Autor, der als Kind in Trümmern spielte, ist der Unterschied sehr bewusst zwischen «vom Krieg wissen» und «den Krieg erfahren». «Unsere Kriege» stehen täglich vor seiner Tür: Flüchtlinge (aus Bagdad, Kabul, Sarajevo), die als Postboten arbeiten. Die «globale Existenz» bedeutet auch: «irgendwo herrscht immer neuer Krieg / irgendwo ist stets eine Pandemie». Zuflucht bietet nur die Poesie, sie ist «täglich Brot», «einzig Licht der Seele», «die Poesie ist die Waffe einer Zukunft / in der wir Brüder und Schwestern sein werden». Zu den versöhnlicheren Texten gehören Naturbeobachtungen und Begegnungen mit «kleinen Leuten», etwa mit einem gelernten Schlosser, der Cicero gelesen hat und den Dichter in ein Gespräch über geschriebenes und gesprochenes Wort zieht, mit einem irischen Tramper oder einem pensionierten Teppichhändler in Paris. Auch «kleine» Begegnungen können Geschichte spiegeln. Der Stil von Kelters neuen Gedichten ist oft prosanah, aber mit vielen Zeilensprüngen, Schachtelsätzen und ambivalenten Bezügen; er zwingt zum Nachlesen und Nachdenken. Aus der Erinnerung evoziert der Autor starke Bilder, die nach der Lektüre weiterwirken.
Ein Ort unterm Himmel
- 147 pages
- 6 hours of reading
Hier geht es um Heimat in vielfältigster Form: gewählte Heimat, verlassene Heimat, entfremdete Heimat, Sehnsucht nach Heimat, Enttäuschung über die Heimat, das Finden einer Heimat, Heimat im Plural. Nachdem sich Jochen Kelter in dem Essay-Band Ein Vorort zur Welt (2007) mit seiner Schweizer Wahlheimat kritisch und zugleich liebevoll auseinandergesetzt hat, beschäftigt sich der in Köln geborene Autor in diesem zweiten Band mit Deutschland und Frankreich, seinen Herkunfts- und Wohnländern. Das Studium in Konstanz ab 1968, das Berufsverbot wegen mangelnder Verfassungstreue 1974, das jahrzehntelange Pendeln zwischen dem Schweizer Thurgau und Paris – diese und andere Lebensstationen werden in den Essays dieses Bandes behandelt. Der Kampf gilt Verdrängung und Scheinheiligkeit, die Sehnsucht dem Gefühl, zu Hause zu sein, nach Hause zu kommen. Poetisch bis provokant, anklagend bis versöhnlich schildert Jochen Kelter sein Leben über die Grenzen. Denn Grenzen, die ein Heimatgefühl vom anderen trennen wollen, kann er nichts abgewinnen. Er wohnt an einem Ort unterm Himmel – verbunden mit der Welt, grenzenlos. Band I: Im Herbst 2007 erschien der erste Band dieser Reihe mit Essays und Texten von Jochen Kelter im Waldgut Verlag: Ein Vorort zur Welt (2007).
Ein Vorort zur Welt
- 93 pages
- 4 hours of reading
