Peter Gülke Books






Die Schriften von Gülke beleuchten die historische Aufführungspraxis und die Entwicklung des Orchesters sowie die musikalische Interpretation bedeutender Werke. Zudem wird das sich wandelnde Bild des Dirigenten thematisiert, wobei große Persönlichkeiten wie Bülow, Mahler und von Karajan portraitiert werden. Gülke vereint persönliche Einsichten mit umfassendem Fachwissen, wodurch ein tiefgehendes Verständnis für die Musik und ihre Protagonisten entsteht.
Alfred Brendel nannte Peter Gülke einmal "den sehr seltenen Fall eines praktischen Musikers, der zugleich Musikwissenschaftler ist und dazu ein Literat von hohen Graden." Gülkes neues Buch ist dementsprechend primär aus der Perspektive des Praktikers, des "denkenden Dirigenten" verfasst. Es kreist um die Grundsatzfrage nach der Verwandlung komponierter, geschriebener Musik in Klang durch die Kunst der Interpretation. Zentrales Thema ist die Betonung erlebter statt nur gelesener, "architektonisch" verstandener Musik. Es wird anhand vielfältiger eigener Erfahrungen des Dirigenten Gülke, anderer Interpreten, aber auch in der konkreten Darstellung von Kompositionen exemplifiziert. Dabei bietet Gülke immer wieder faszinierende Perspektivenwechsel an. Etwa indem er zeigt, wie sehr hochartifizielle Musik von purem Klangdenken durchzogen sein kann. Oder wie die Grenzen zwischen Komposition und Interpretation verfließen, wenn improvisatorische Elemente von Komponisten aufgegriffen und in Noten verwandelt werden. Insofern ist das Thema des Buches auch eines, das den Weg von der musikalischen Aktion zur Komposition auslotet.
Robert Schumann, dessen Geburtstag sich 2010 zum 200. Mal jährt, ist eine der großen Gestalten der Romantik: Genie von höchster Produktivität, hingebungsvoller Ehemann, Vater von acht Kindern, manisch und depressiv - und jung gestorben in einer geschlossenen Anstalt. Peter Gülke widmet sich in dieser Biographie dem Pianisten und Komponisten von Klaviermusik und Kunstliedern, von Symphonien und Konzerten, dem Musikschriftsteller und Leser von Jean Paul und E. T. A. Hoffmann. Seinerseits ein leidenschaftlicher Musiker, erklärt er die schumannsche Musik und ihre Entstehungsbedingungen und setzt sich dabei kritisch auseinander mit manchem festgefügten Bild.
Mein Weimar
- 172 pages
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Weimar – »Ilm-Athen« und »Goethestadt« mit dem Nachbarort Buchenwald. Der berühmte Dirigent, Musikwissenschaftler und Schriftsteller Peter Gülke, Nachfahre der Familie Vulpius, vergegenwärtigt sich in diesem Buch die prägenden Erfahrungen seines Lebens: die Kindheit in einer Stadt, die »der Führer« so gern besuchte; die Jugend in der stalinistischen DDR; der Musikerberuf im gelenkten Staat; 1983 dann der Entschluss, das Land zu verlassen, weil der Druck seitens der Stasi unerträglich geworden war; 1990 Rückkehr in sein »fernes, nahes, geschändetes, geliebtes Weimar«, das eine andere Stadt geworden ist. Immer wieder öffnen sich Aussichten auf vergangene Epochen, treten Goethe, seine Frau Christiane Vulpius, Herder, Schiller, Schopenhauer auf den Plan, aber auch Schubert, Bach, Mendelssohn – wie überhaupt Porträts von Musikern und brillante Musikbeschreibungen einen weiteren Schwerpunkt des Buches bilden. Ein wiederkehrendes Motiv sind die Besuche auf dem Ettersberg und dabei der Versuch, sich »das Unfassliche« des Menschheitsverbrechens zu erklären. »Vielleicht muss einem die Stadt, in der so viel eigene Vergangenheit hängt, ganz verloren erscheinen, um neu erblickt, neu angenommen zu werden.«
Manchen erschien er ungebildet – und er begriff Dichtung, wenn er sie komponierte, abgründig tief; viele sagten ihm die Naivität eines singenden Vogels nach – und er arbeitete bewußt und hart; etliche sahen nur den, der zum Tanz aufspielte – und andere schreckte er mit seinen Kühnheiten. Die ärgerliche Verkennung, die Schubert mehr als andere Gleichrangige erfuhr, muß nicht mehr widerlegt, sondern als Ausdruck der Schwierigkeit ernst genommen werden, ihn wirklich zu verstehen. Ein anderes „Bild“ springt dabei nicht gleich heraus – wozu auch? Denn Person und Werk zu trennen, ist hier besonders unzulässig. Vor allem um dessentwillen, was an Schubert legitimerweise „naiv“ genannt wird, opponiert das Buch dem, was fälschlich damit verbunden wurde – indem es mit dem Bezug „. und seine Zeit“ ebenso ernstzumachen versucht wie mit der Lektüre musikalischer Texte. Denn selbst Schubert als Person läßt sich, prononciert gesprochen, in seinen Noten eher antreffen als beim Heurigen.



