Der Streit ums Kopftuch bündelt Konflikte und involviert tief verwurzelte Widersprüche. In diesem Band werden zentrale Stationen der Kontroversen nachgezeichnet, Fallstricke analysiert und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, um vordergründige Konfrontationen zu überwinden. Es wird über die Reichweite des Bundesverfassungsgerichtsurteils, die Gesetzgebung der Bundesländer sowie das Verhältnis von Staat und Religion in Frankreich und der Türkei informiert. Eine Auswahl offener Briefe und Presseerklärungen dokumentiert die Positionen von Migrationsbeauftragten, säkularen und religiösen Organisationen, Feministinnen und Politikerinnen mit Migrationshintergrund sowie antirassistischen Initiativen. Die Argumente gegen das Kopftuchverbot betonen, dass es Ausdruck von Islamophobie und rassistischen Dominanzverhältnissen sei, während Befürworter auf die Rolle islamistischer Gruppierungen und die Ungleichheit von Frauen hinweisen. Hintergrundartikel behandeln diese und weitere Aspekte der Auseinandersetzung und prüfen die Argumentationen. Autorinnen aus Deutschland, Frankreich, der Türkei und dem Iran reflektieren den Wandel von Staat und Religion, die Verbindung von Frauenrechten und Islam sowie die Rolle islamistischer Organisationen. Die kontroversen Standpunkte zur Kopftuch-Debatte werden eingängig und polemisch dargestellt und bieten einen umfassenden Überblick über den Konflikt, der die politische Szene der Bundesrepublik spaltete.
Frigga Haug Books






Rosa Luxemburg und die Kunst der Politik
- 234 pages
- 9 hours of reading
Die meisten Menschen kennen den Namen Rosa Luxemburg. Bekannt ist auch, dass sie ermordet wurde, im Landwehrkanal ertränkt. Einige erinnern ihr berühmtes Wort von der Freiheit, die stets die Freiheit der Andersdenkenden sei. Schon wenige wissen, dass sie in der Geschichte der Arbeiterbewegung eigentlich nie wirklich zum Zuge kam und vor allem dass in ihren politischen Vorschlägen, ihren zahlreichen Texten Unabgegoltenes steckt für gegenwärtige Politik. Das Buch rückt einiges ins Licht der Diskussion, vermisst Gegenwart im Spiegel Rosa Luxemburgs. Unter dem Vergangenen und Unwiederholbaren arbeitet Frigga Haug die Aktualität von Rosa Luxemburg heraus. – Indem Luxemburgs Denken in diesem Buch in seinen praktischen Anwendungsformen zerlegt und wieder zusammengesetzt wird wie ein Puzzle, zeichnet sich der Entwurf einer Politik ab, die sich gerade dadurch im Tageskampf bewährt, dass sie das Ziel einer solidarischen Gesellschaft nie aus den Augen verliert.
Jedem nach seinen Bedürfnissen
Zweite Reihe
Ein weltweites Projekt: Mit dem Anliegen, eingreifende feministische Politik zu entwerfen, wandte sich Frigga Haug an Frauen in aller Welt. Ihr Aufruf erhielt ein starkes Echo und aktivierte politische Energie rund um den Globus: 49 Feministinnen aus 13 Ländern auf 6 Kontinenten meldeten sich zu Wort. Die „Briefe aus der Ferne“ zeigen, wie global diese Welt auch den Feminismus gemacht hat. Die Beiträge variieren von sachlichen Bestandsaufnahmen der politischen Lage an verschiedenen Orten über theoretische Erörterungen möglicher Politikformen bis zu flammenden Postulaten für Bündnisse gegen den globalen Kapitalismus. Die Orientierung über den jeweils eigenen Tellerrand hinaus, vielerorts schon vollzogen, anderswo noch Vision, lässt das Projekt über den Hier-und-jetzt-Bezug hinaus in die Zukunft weisen. Jede Politik, die heute gemacht wird, betrifft das Soziale. So gut wie alles hat globale Folgen. Eine feministische Einmischung ist im Gang.
Erinnerungsarbeit nutzt Erfahrungen von Frauen gegen die blinden Flecken der Sozialisationstheorien. Sie ist ein kollektiver Forschungsprozess, eine international angewandte sozialwissenschaftliche Methode zur kritischen Durchdringung von Selbstblockierungen. Wir Menschen bauen im Laufe unserer Geschichte unsere Persönlichkeit, bis eine stimmige Realität für uns entsteht; dafür wählen wir aus der Fülle des Erlebten aus, bewerten manches als bedeutungsvoll, verdrängen anderes. Erinnerungsarbeit beginnt ganz subjektiv. Aber weil sie die Eingelassenheit der ganzen Person in ihre Welt zum Gegenstand hat, ist auch diese ganze Welt Gegenstand der Erforschung. So geht es auch um die Beteiligung an der eigenen Unterdrückung (Opfer/Täter). Diese Thematik wird durch die großen Bereiche von Moral und Verantwortung, Arbeit und Politik bis ins Reich der Träume verfolgt. Zur Methode gehören auch die strategische Verschiebung von Forschungsfragen, Begriffsbildung und Disziplingrenzen überschreitende Theoriekritik.



