Dieter Arendt Books






Märchen-Novellen oder das Ende der romantischen Märchen-Träume
- 157 pages
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Novelle und Märchen sind in ihrer spezifischen Erscheinungsform klar umrissen und hinreichend erläutert. Dass die Verkoppelung von faszinierendem Märchenwunder und novellistischem Ereignis die vermeintlich klaren Gattungsgrenzen jedoch nicht selten aufweicht, ist in der Forschung bislang weitgehend ausgeklammert und die kontrastive Misch-Gattung wenig treffend als „Kunstmärchen“ bezeichnet worden. Das vorliegende Buch will dem grassierenden Gattungsfetischismus nicht noch ein Exempel hinzufügen, wohl aber eine seit Langem bestehende Lücke in der deutschen Gattungsgeschichte schließen und den nahe liegenden Begriff der Märchen-Novelle etablieren.
Allbekannt sind die großen Figuren der Tierliteratur: der Löwe als König, der Fuchs als sein diplomatischer Antichambreur, der sich klug und geschickt durchs Leben schlägt, der Wolf und sein hilfloses Lamm; der Esel, der Hahn. In diesem Band werden aber auch die weniger bekannten Tiere vorgestellt: die Affen, die Ratten, die Zikaden, die Katzen, der Pfau, das Einhorn. Alle Motive werden durch die abendländische Literatur - mit der Bibel beginnend über Antike und Mittelalter - bis in die Gegenwart verfolgt. Dabei ist die Leitlinie, was der Goethesche Untertitel notiert: das Menschengeschlecht in seiner ungeheuchelten Tierheit. Der Autor hat sich dabei verständlicherweise selbst als spätes Glied in der Geschichte seiner Mitmenschen gleichsam als singuläres Exempel der allgemeinen Gattung Mensch vorgestellt. Das persönliche Engagement lässt eine unterhaltsame und belehrende, durch Illustrationen aufgelockerte Lektüre erwarten.