Heiko R. Blum Books






Im Sommer letzten Jahres kam es zum großen Showdown der German Roland Emmerichs Der Patriot und Wolfgang Petersens Der Sturm kamen fast zeitgleich in die Kinos und konkurrierten um die Gunst der Anhänger von Suspense und Sentiment. Wenngleich damals Emmerich das Rennen für sich entschied und es sich wahrscheinlich eher um ein Duell der beiden jeweiligen Protagonisten -- Mel Gibson und George Clooney -- handelte, machte der große Erfolg beider Filme doch eines wieder Emmerich und Petersen haben es nicht nur geschafft in Hollywood, sondern sind zu festen Größen im US-Studiosystem geworden. Und doch ist ihre Bedeutung -- auch aus anderen guten Gründen -- beispielsweise nicht mit der eines Ernst Lubitsch in den 20er- und 30er-Jahren vergleichbar, der nach seiner Übersiedlung in die USA 1923 eine neue Ära der Filmkomödie einläutete, und über den Jean Renoir in einem Brief "Dieser Mann war so stark, daß -- als man ihn nach Hollywood holte -- er nicht nur dort seinen Stil beibehielt, sondern die Hollywood-Industrie zu seiner eigenen Ausdrucksweise bekehrte." Dieser Status war beileibe nicht allen, die den Sprung nach Übersee wagten oder dazu gezwungen waren, vergönnt, wie Heiko R. Blums Buch Meine zweite Heimat Hollywood zu entnehmen ist. So kam keiner der Hollywoodproduktionen von Erich von Stroheim beispielsweise unzensiert in die Kinos, und gipfelten dessen permanente Auseinandersetzungen mit den Studiobossen in der fristlosen Kündigung 1928 noch während der Dreharbeiten zu Queen Kelly -- ausgesprochen wohlgemerkt von seiner damaligen Hauptdarstellerin Gloria Swanson. Blum bringt all die Glücks- und Goldsucher, die gescheiterten wie etablierten, die Teil haben wollten und wollen am zähen Zauber der Traumfabrik Hollywood noch einmal die Premingers, Langs, Schells, Schlöndorffs und Potentes -- in einem ausführlichen historischen Abriss über die Wanderungsbewegungen dieses und des letzten Jahrhunderts, in Porträts ausgewählter und einer lexikalischen Auflistung aller deutschsprachigen Filmkünstler, die in den USA gearbeitet haben oder dies noch tun. Es ist ein in seiner Materialfülle beeindruckendes Nach-Hause-kommen, das bei allen unterschiedlichen Beweggründen, die Heimat zu verlassen, auch Bände spricht über den Zustand der hiesigen Filmindustrie. --Mark Stöhr